2020 hat die KVB die Arbeiten zum Bau ihrer neuen Abstellanlage für Stadtbahnen in Köln-Weidenpesch weitergeführt, inzwischen konnte die Anlage in Betrieb genommen werden. In der neuen Anlage können 64 Stadtbahnwagen, also 32 Doppeltraktionen, abgestellt und betreut werden. Die neue Abstellanlage ist eine „Kapazitätserweiterung im Hintergrund“ und eine wichtige Voraussetzung für die Attraktivitätssteigerung des ÖPNV in Köln, da die vorhandenen Abstellkapazitäten für die derzeit 384 Stadtbahnwagen nicht mehr ausreichten und die Stadtbahnflotte der KVB mit der Ausweitung der Verkehrsangebote weiter wachsen wird.
Insgesamt wurden etwa 67,5 Mio. € in den Bau der neuen Anlage investiert. Hiervon kommen 44,7 Mio. € aus Eigenmitteln der KVB. Das Land Nordrhein-Westfalen steuert über den Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) 15,8 Mio. € auf Basis von § 12 des ÖPNV-Gesetzes NRW bei. Die Bundesregierung beteiligt sich mit 7 Mio. € aus dem Kommunalinvestitionsgesetz des Bundes am Bau der Anlage.
Die Anlage befindet sich nahe am Liniennetz der KVB – über den Knotenpunkt Ebertplatz und den Innenstadttunnel werden verschiedene Stadtbahn-Linien in wenigen Minuten erreicht. Die Stadtbahn-Linien 12 und 15 verlaufen sogar direkt über die benachbarte Neusser Straße. Damit werden die unwirtschaftlichen Leerfahrten zum und vom Linienweg minimiert.
Zur Abstellanlage gehören die dreigliedrige Abstellhalle mit insgesamt 16 Gleisen, eine Besandungsanlage, eine Waschanlage, ein Fahrdienstgebäude, verschiedene Technikräume und Abstellgleise auf dem Außengelände. Die Gebäude der Anlage besitzen eine Traufhöhe von bis zu 9,80 m. Auf der Grundfläche der Abstellhalle fänden auch zwei Flugzeuge vom Typ A380 Platz.
Die Besandungsanlage ermöglicht es, an vier Gleisen Bremssand in den Stadtbahnwagen nachzufüllen. In der Waschanlage werden die Stadtbahnwagen, abhängig von der Jahreszeit, etwa alle drei Wochen von außen gereinigt. Hierbei werden unter anderem der Grafitabrieb der Stromabnehmer, die Umgebungsstäube, Salzrückstände und weitere Verunreinigungen entfernt. Unabhängig hiervon erfolgen nachts in der Betriebspause Innenreinigungen der Fahrzeuge. Zudem werden in der nächtlichen Betriebspause Kontrolltätigkeiten, Wartungen und kleine Reparaturen vorgenommen. Das Fahrdienstgebäude dient den Fahrdienstleitern bei der Disposition der aus Weidenpesch abgehenden Fahrten und der Fahrzeugbetreuung in der Abstellanlage. Dort erhalten die Fahrerinnen und Fahrer morgens ihre Fahrbücher und haben die Möglichkeit zum Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.
Die Einhausung der Abstellhalle mit Wänden und Dach schirmt die Nachbarschaft vor den Fahr- und Arbeitsgeräuschen in der Halle ab. Die Halle ist an ihrer Nordseite geöffnet, so dass die Geräusche der ein- und ausfahrenden Bahnen – ähnlich wie bei Tunnelausgängen – nicht als Schall auf die südlich der Halle gelegene Wohnbebauung treffen. Entlang der Zulaufstrecke wurden auf einzelnen Abschnitten Lärmschutzwände errichtet. Für den Lärmschutz konnte die KVB 7 Mio. € des Bundes aus Mitteln des Kommunalinvestitionsgesetzes gewinnen.
Die neue Abstellanlage wird umweltfreundlich betrieben. Die Dachbegrünung der Abstellhalle puffert das dort auftreffende Regenwasser. Regenwasser auf den versiegelten Flächen wird über unterirdische Rigolen versickert und fließt nicht in die öffentliche Kanalisation. Mit einem unterirdischen, vom Regenwasser befüllten Wasserreservoir wird die Waschanlage in der Abstellhalle betrieben, so dass diese planmäßig ohne Frischwasser auskommt. Zudem wird das Regenwasser in einem ca. 600 m3 großen unterirdischen Löschwasserspeicher vorgehalten.
Die RheinEnergie hat im Rahmen des Umbaus des Betriebshofes Nord auch auf dem Dach der Abstellhalle eine Photovoltaik-Anlage mit 340 kWp errichtet. Die EEG-Inbetriebnahme hat im Dezember 2020 stattgefunden; die Ersteinspeisung ins Netz der öffentlichen Versorgung soll nach der Lieferung der Trafostation im zweiten Quartal 2021 erfolgen.
In den Randbereichen der neuen Abstellanlage hat die KVB durch Aufforstung von traditionellen Obstbaumsorten, Laubwald und vielfältigen Sträuchern den Naturraum aufgewertet. Auf 12.900 m2 wurden bereits rund 4.000 Gewächse gepflanzt. Mit dem Rückbau der Baueinrichtungsfläche, dort befinden sich derzeit noch Container der Bauleitung und beteiligter Firmen, wird eine weitere Fläche ökologisch gestaltet. Die Pflanzungen ersetzen nicht allein zuvor entferntes Gebüsch und Niederwald, sondern erweitern den Grünbereich und werten das im Umfeld der neuen Abstellanlage befindliche Landschaftsschutzgebiet auf.