Stadtwerke Köln Konzern
Geschäftsberichte und
Nachhaltigkeitsbericht 2020
Smart <br>verbunden

Smart
verbunden

Digitalisierung 2020 war das Jahr der Corona-Pandemie – und des digitalen Fortschritts. Denn smarte Technik macht Köln nicht nur fit für die Zukunft, sie bringt auch Menschen zusammen. Und so setzen die SWK-Gesellschaften zum Beispiel auf ein Funknetz aus LoRaWAN-Sensoren für eine effiziente städtische Infrastruktur, auf einen On-Demand-Fahrservice, der „Isi“ mobil macht und einen unkompliziertes E-Ticket-Angebot, das einen entspannten Besuch im Freibad ermöglicht.

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KölnBäder
Badespaß dank E-Ticket

Als Anfang Mai 2020 die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen ankündigte, war das für Marc Riemann – wie wohl für alle im Lande – eine gute Nachricht. Zugleich stellte sie den Leiter des Bäderbetriebs der KölnBäder GmbH aber auch vor eine große Aufgabe. Denn wegen Corona waren alle Schwimmbäder geschlossen, nun sollten sie an Christi Himmelfahrt, dem 21. Mai, wieder öffnen.

Gerade einmal 14 Tage blieben Riemann und seinem Team, das geforderte Hygieneschutzkonzept für die Öffnung von zunächst vier Freibädern umzusetzen. „Wir wollten im Sommer öffnen, um den Menschen an der frischen Luft gesunde Bewegung, Abkühlung und Erholung in unseren Freibädern zu ermöglichen“, sagt Riemann. Davor galt es jedoch, zwei zentrale Herausforderungen zu meistern: „Wir mussten lange Warteschlangen vor den Kassen vermeiden und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich nicht mehr Besucherinnen und Besucher als zugelassen in den Bädern aufhalten“, so der Leiter des Bäderbetriebs. Für beide Probleme fand sich eine smarte Lösung. Die Internetagentur, mit der die KölnBäder zusammenarbeiten, setzte in nur zehn Tagen ein E-Ticket-System auf, das von der pünktlichen Saisoneröffnung bis zur wiederholten Schließung aller Bäder Ende 2020 den sicheren Betrieb ermöglichte.

Das Prinzip: Um das E-Ticket nutzen zu können, müssen sich Badegäste zunächst auf koelnbaeder.de registrieren. Online können sie bis zu drei Tage im Voraus ein festes Zeitfenster in ihrem Wunschbad buchen und gleich bezahlen. Der Gast erhält einen individuellen QR-Code per E-Mail. Den scannen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KölnBäder GmbH am Bad-Eingang per Tablet ein und registrieren damit gleichzeitig, wer wann tatsächlich ins Bad gegangen ist.

»Wir wollten im Sommer öffnen, um den Menschen an der frischen Luft gesunde Bewegung, Abkühlung und Erholung in unseren Freibädern zu ermöglichen.«

Marc Riemann,
Leiter des Bäderbetriebs
der KölnBäder GmbH


Einfach, kontaktlos und schnell. „Mit dem E-Ticket können wir zum Beispiel in nur 80 Sekunden vier Familien à vier Personen an einem heißen Tag ins Freibad einlassen“, erklärt Marc Riemann stolz. „Das Hantieren mit Bargeld und EC-Karte entfällt. Lange Warteschlangen sind bei der KölnBäder GmbH Geschichte. Das ist gut für unsere Gäste und entlastet unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Service“, so Riemann weiter. Einzeltickets für einen Spontanbesuch werden vorerst nicht mehr an der Badkasse angeboten. Ausnahmen gibt es etwa für Gäste mit Vorteilskarten, Schwerbehindertenausweis oder für Senioren über 60 Jahre. Und so wurden 2020 von den rund 400.000 verkauften Tickets bereits rund 80 Prozent online gebucht. Für Marc Riemann ist das E-Ticket ein voller Erfolg, der Bestand haben wird. „Wir bauen unser Angebot konsequent aus. Wer einmal im System der KölnBäder GmbH registriert ist, kann dort neben den neuen E-Tickets auch bequem die beliebten Online-Angebote der Kurse, Feriencamps, Kindergeburtstage oder Vorteilskarten buchen. Möglichst viele Menschen sollen die Angebote der KölnBäder GmbH nutzen können, ein elementarer Baustein ist unser E-Ticket“, so Marc Riemann.


NetCologne
Köln setzt auf die Funktechnologie LoRaWAN

Der Mülleimer sendet eine Nachricht, wenn er voll ist. Die Straßenleuchte kündigt Reparaturbedarf an. Ein freier Parkplatz meldet sich per App. An vielen Stellen im städtischen Raum können Sensoren Messungen vornehmen und Informationen in Echtzeit sammeln, die unseren Alltag leichter, effizienter und nachhaltiger machen. Die lizenzfreie Funktechnologie LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) ermöglicht die Übertragung kleiner Datenmengen über Reichweiten von bis zu zehn Kilometern und durch Gebäudewände hindurch. LoRaWAN ist auf preiswerte, batteriebetriebene Sensoren mit einer Lebensdauer von rund zehn Jahren ausgerichtet – ideal für den Einsatz an abgelegenen Orten ohne Stromanschluss. Bei NetCologne ist man überzeugt: Mit der datensicheren Funktechnologie lässt sich die Lebensqualität in der Stadt nachhaltig steigern.

In einem gemeinsamen Pilotprojekt haben die Kölner Verkehrs-Betriebe und NetCologne Bahnweichen mit Sensoren ausgestattet. Deren Heizungen wurden bisher zum Winter ein- und im Frühjahr wieder ausgeschaltet, unabhängig von den tatsächlich vorherrschenden Temperaturen. Dabei verbraucht nur eine der vielen hundert Weichenheizungen im Kölner Raum ähnlich viel Strom wie ein Einfamilienhaus im Jahr. Dank der Sensordaten können die Weichenheizungen nun optimal gemanagt werden, was Kosten und Strom einspart.

Eine weitere LoRaWAN-Anwendung testet NetCologne mit den Abfallwirtschaftsbetrieben Köln (AWB). Normalerweise werden Abfall-Container regelmäßig angefahren und geleert, egal ob sie gefüllt sind oder nicht. Nun melden Sensoren den Füllstand, sodass nur noch im Bedarfsfall entleert werden muss. Das vermeidet unnötige Fahrten und schont das Klima.

Für ein LoRaWAN-Netz im Stadtgebiet Köln sind nur rund 100 kleine Funkstationen nötig. Diese bestehen im Wesentlichen aus einer etwa 30 Zentimeter langen, daumendicken Stabantenne. Als zentrale Schaltstelle dient eine „Internet of Things”-Plattform von NetCologne, die die reale Welt mit der virtuellen verknüpft. Der Einsatz der Funktechnologie macht Köln und andere Städte auf unkomplizierte Weise smart. Weitere Projekte und Anwendungen werden daher sicher folgen.

Verkehrswege-Monitoring

Digitaler Blick auf Kölner Straßen

Fahrzeuge der AWB scannen die Oberfläche von Kölns Wegen und Straßen ab. Das Ziel: Schäden an den Verkehrswegen schneller erfassen und beheben zu können.

Das Pilotvorhaben ist Teil des von der SWK und der Stadt Köln initiierten Leitprojekts „Digitale Zukunftsstadt Köln“. Für die Zustandsüberwachung der Verkehrswege rüstet die AWB Kolonnenfahrzeuge mit smarter Elektronik aus. Sensoren scannen im alltäglichen Einsatz permanent die Oberfläche von Wegen und Straßen ab. Die gesammelten Daten können dann genutzt werden, um deren Zustand und die Befahrbarkeit zu beurteilen. Weil die Fahrzeuge der AWB täglich im ganzen Stadtgebiet unterwegs sind, steht immer ein aktuelles und genaues Zustandsbild der Kölner Straßen zur Verfügung. Mögliche Schäden und Gefahrenpunkte können so frühzeitig erkannt und schnell beseitigt werden.

AWB
Abfuhrtermine online checken

Der Einsatz von LoRaWAN-Sensoren und das smarte Straßenmonitoring sind zwei besonders innovative Bereiche, in denen die AWB auf Digitalisierung setzt. Doch auch eine bekannte und beliebte Dienstleistung hat ein digitales Update erfahren: der Abfall- und Wertstoffkalender der AWB. Immer zum Jahresende landete er in gedruckter Form im Briefkasten aller Haushalte. Damit ist nun Schluss, zukünftig gibt es (fast) nur noch digitale Ausgaben. Die AWB bietet seit dem letzten Jahr drei Online-Varianten an, die keine Wünsche offen lassen. Auf awbkoeln.de finden Nutzer die aktuellsten Informationen rund um Müllabfuhr und Stadtreinigung. Hier steht auch der ganze Abfall- und Wertstoffkalender zum Download bereit. Praktisch: Über die Website und die AWB-App lässt sich ein personalisierter Kalender für die individuellen Müllabfuhrtermine abrufen. „Die Online-Versionen sparen nicht nur Papier und damit Energie, Wasser und CO2, wir entsprechen damit auch dem Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger, stets aktuell informiert zu werden“, sagt Cordula Beckmann von der Unternehmenskommunikation der AWB. Wer weiterhin die gedruckte Version bevorzugt oder keine Internetverbindung hat, erhält diese in den städtischen Bürgerämtern. Der digitale Abfallkalender ist Teil der 2016 initiierten und 2020 aktualisierten Digitalstrategie der AWB. „Mit smarten Innovationen werden wir unseren Service weiter verbessern“, erläutert Dr. Ulrike Diederichs, Bereichsleiterin Vertrieb, Marketing und Digitalisierung.

Mitfahren ist „Isi”: Eine Fahrt in den neuen On-Demand-Taxen kostet meist nicht mehr als ein vergleichbares Ticket für Bus und Bahn.

KVB
„Isi“ unterwegs in Köln

Einen neuen Service bietet auch die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB): Seit Dezember 2020 ist „Isi” auf Kölner Straßen unterwegs. „Isi“, das sind zehn rollstuhlgerechte und elektrisch angetriebene Kleinbusse im Stil der typischen Londoner Taxis. Sie verkehren on-demand – also auf Nachfrage – unabhängig von festen Routen und Fahrplänen in Köln. Das zunächst auf vier Jahre angelegte Pilotprojekt ist in den Stadtbezirken Nippes und Porz sowie als Nacht-Shuttle im Innenstadtbereich unterwegs. „,Isi‘ zeigt, wie städtischer Nahverkehr dank smarter, digitaler Mittel schnell, einfach und klimaschonend funktionieren kann“, erläutert Carsten Ploschke, Projektleiter On-Demand-Verkehr bei der Kölner Verkehrs-Betriebe AG. Aktuell fahren coronabedingt maximal drei Fahrgäste in einem „Isi“, regulär bis zu sechs. Am Steuer sitzen Busfahrer der Kölner Verkehrs-Betriebe AG. „Mit ‚Isi‘ können wir Veedel und Verkehrszeiten bedienen, die von unseren Bussen und Bahnen nicht so gut abgedeckt werden“, so der Projektleiter.

Gebucht wird „Isi“ per Telefon oder – am einfachsten – über die eigens dafür entwickelte App. Einsteigen kann man an jeder KVB-Haltestelle oder an virtuellen Haltepunkten, die nie mehr als 100 Meter voneinander entfernt sind. „Das dichte Netz der Haltepunkte macht die Wege kurz und sicher – das ist vor allem für Senioren und Nachtschwärmer von Vorteil“, sagt Carsten Ploschke. Wählt man auf der digitalen Karte das Ziel aus, nennt die App Warte- und Fahrzeit sowie den Fahrpreis. Letzterer entspricht dem VRS-Tarif. Stammkunden können mit ihrer VRS-Chipkarte, ihrem SemesterTicket oder Monats- oder WochenTicket das Angebot tagsüber ohne zusätzliche Kosten nutzen. Und dann geht’s los: Ein intelligenter Algorithmus verknüpft die Fahrtrouten der Passagiere und ermittelt den idealen Weg, der alle Mitfahrenden schnell und bequem zu ihren individuellen Zielen bringt. Jedem Fahrgast wird die persönlich schnellste Route berechnet, vom Start bis zum Ziel. Nach Feierabend laden die „Isis“ ihre Akkus dann auf dem KVB-Betriebshof Nord in Weidenpesch auf – natürlich mit Ökostrom.

»Die Energieversorgung wird deutlich komplexer und die bestehende Infrastruktur viel intensiver genutzt – die Reserven im Netz nehmen ab. Wir machen unsere Stromnetze deshalb zukunftsfähig.«

Jan Patrick Linossier,
Leiter Netzstrategie bei der Rheinischen NETZGesellschaft mbH

RheinENergie
Update fürs Stromnetz

„Isi“ zeigt, wie sich der Verkehr in Köln und der Region in den kommenden Jahren verändern könnte: hin zu mehr smarten Mobilitätslösungen wie Carsharing und zur E-Mobilität. Dazu gehört auch, dass die SWK im Auftrag der Stadt Köln im Sommer 2020 damit begonnen hat, im öffentlichen Straßenraum 200 neue Ladestationen für E-Autos mit insgesamt 400 Ladepunkten zu errichten. In diesem Jahr sollen sie alle am Netz sein. Doch laden mehr E-Fahrzeuge an den TankEn der RheinEnergie AG oder an heimischen Wallboxen, steigt die Belastung für das Stromnetz. Dazu wächst die Bevölkerungszahl im Raum Köln und damit die Zahl der Energieverbraucher. Zugleich speisen im Zuge des Ausbaus der erneuerbaren Energien immer mehr dezentrale Erzeuger ihren Strom ins Netz ein. „Die Energieversorgung wird deutlich komplexer und die bestehende Infrastruktur viel intensiver genutzt – die Reserven im Netz nehmen ab. Wir machen unsere Stromnetze deshalb zukunftsfähig“, sagt Jan Patrick Linossier, Leiter Netzstrategie bei der Rheinischen NETZGesellschaft mbH. Dies soll etwa im Rahmen von Programmen wie „Smart Station“ und „Smart Cableguard“ gelingen. „Wir wollen wissen, wie das Netz ‚tickt‘, und zwar permanent und praktisch flächendeckend“, unterstreicht Linossier. Hunderttausende Sensoren im Netz sollen künftig den Status quo im komplexen Zusammenspiel zwischen Verbrauchern und Einspeisern ermitteln und melden. „Mögliche Probleme, etwa durch Überlastungen oder beschädigte Kabel, können wir so quasi live erkennen und schnell beheben. Im Idealfall beugen wir Störungen sogar vor – das ist dann richtig smart“, so Jan Patrick Linossier.

E-Learning bei der HGK

Fortbildung im virtuellen
Klassenzimmer

Ob in der Schule oder in der beruflichen Bildung: In Pandemiezeiten ist Distanzlernen gefragt. Auch für ihr Personal setzt die Unternehmensgruppe der Häfen und Güterverkehr Köln AG auf digitale Lernplattformen.

Im Frühjahr 2020 stand die HGK-Tochtergesellschaft neska vor einem Problem: Der erste Shutdown fiel mitten in die Roll-out-Phase für ein neues Softwaresystem für Transportmanagement (TMS) und Warehouse-Management (WMS). Das sollte ursprünglich im Jahresverlauf in Präsenzschulungen an zehn Standorten des Logistikdienstleisters ausgerollt werden. Dabei galt es, besonders Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubinden, die bei ihrer Tätigkeit nur gelegentlich auf Terminal-Computer zugreifen und nicht ständig digital erreichbar sind.

Die Lösung: Die kurzfristige Umstellung auf ein virtuelles Klassenzimmer mit einem Plug-and-play-Trainingskit für videobasierte Online-Schulungen. Der Mix aus kurzen

Videos, Praxisübungen und persönlich-virtuellem Austausch vermittelte den Umgang mit der Software in nutzerorientierten Bausteinen, von der Auftragserfassung bis zur Abrechnung. Das digitale Lernsystem kam gut an. „Die kürzeren und flexibel nutzbaren Trainingseinheiten ließen sich viel leichter in das Alltagsgeschäft einbauen und Rückfragen konnten zeitlich entkoppelt bearbeitet werden“, sagt Projektleiter Lukas Heinen. Neben der messbaren Zeitersparnis für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Einführung in das neue Softwaresystem lieferte der Einsatz des virtuellen Klassenzimmers einen wertvollen Beitrag im Veränderungsprozess hin zu einer insgesamt digitaleren Arbeitsweise im Unternehmen. „Die neuen Kompetenzen werden in Zukunft bei ähnlichen Projekten sicher zum Tragen kommen“, so Lukas Heinen.