Energiepolitischer Ausblick: Europa
Im Dezember 2021 veröffentlichte die EU-Kommission Legislativvorschläge zur Überarbeitung der Gasbinnenmarkt-Richtlinie und -Verordnung, einen Verordnungsvorschlag zur Minderung der Methanemissionen im Energiebereich und eine Revision der Regulierung zur Energieeffizienz im Gebäudebereich. Die politische Diskussion um diese Vorschläge wird das Jahr 2022 prägen. Auch die Vorschläge des im Juli 2021 veröffentlichten „Fit-for-55“-Pakets werden weiterverhandelt. Zudem wird ein weiteres Paket zu Klimaschutzmaßnahmen erwartet. Es soll unter anderem einen EU-Rahmen für die harmonisierte Messung der im Bereich Verkehr und Logistik entstehenden Treibhausgasemissionen schaffen. Außerdem will die Kommission ein Zertifizierungssystem für den CO2-Abbau errichten.
Im Rahmen der Taxonomie hat die Europäische Kommission am 31. Dezember 2021 einen komplementären delegierten Rechtsakt veröffentlicht, der bis zum Jahr 2045 erteilte Genehmigungen für neue Atomkraftwerke als grüne Energiequelle ansieht. Für neue Erdgas-Infrastruktur soll dies zunächst bis 2030 gelten. Ob der komplementäre Rechtsakt tatsächlich in dieser Form verabschiedet wird, wird im ersten Quartal 2022 entschieden werden.
Energiepolitischer Ausblick: Deutschland
Die angekündigte erneute Novellierung des Klimaschutzgesetzes und die Verabschiedung des sektorübergreifenden Klimaschutzsofortprogramms werden für das Jahr 2022 prägend sein. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) will im April und Sommer 2022 entsprechende Maßnahmenpakete vorlegen. Anfang 2022 hatte das BMWK bereits angekündigt, dass die Maßnahmenpakete eine EEG-Novelle mit erhöhten Ausschreibungsmengen enthalten werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll zudem rechtlich als von „überragendem öffentlichem Interesse“ eingestuft werden.
Die Nutzung von Solarenergie soll für gewerbliche Neubauten gesetzlich vorgeschrieben und für private Neubauten zur Regel werden. Im Bereich der Windenergie sollen 2 % der Fläche der Bundesrepublik Deutschland für Windenergie reserviert werden. Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen verkürzt, Konflikte mit dem Artenschutz gelöst werden. Die EEG-Umlage soll ab dem 1. Juli 2022 komplett aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. In Sachen Wärmewende ist eine flächendeckende kommunale Wärmeplanung angedacht, der Staat soll zudem den Ausbau der Wärmenetze stärker fördern. Ab 2024 neu eingebaute Heizungen sollen zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Ein wesentlicher Punkt wird sein, wie die neue Bundesregierung das Vorziehen des Kohleausstiegs auf das Jahr 2030 umsetzen will.
Die Energiepolitik des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahr 2022 wird maßgeblich vom Ausgang der Landtagswahlen am 15. Mai 2022 bestimmt werden. Eine neue Landesregierung wird sich mit Regelungen zum Ausbau der erneuerbaren Energien, der Förderung des Wasserstoffhochlaufs und der Sicherstellung der Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit beschäftigen müssen.
Volkswirtschaftlicher Ausblick
Die Konjunkturprognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für 2022 standen zum Jahreswechsel erneut im Zeichen der anhaltenden Corona-Pandemie und ihrer Folgen für die Weltwirtschaft. Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung senkte seine Prognose für das Wachstum des deutschen BIP 2022 im Dezember zunächst auf 3,9 %. Grund für die Revision waren die andauernden Corona-Maßnahmen und die länger anhaltenden internationalen Lieferengpässe. Ähnlich sahen es die Experten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): Sie gingen zum Jahreswechsel für Deutschland von einem Wirtschaftswachstum von 4,1 % für das Jahr 2022 aus.
Angesichts des russischen Krieges in der Ukraine haben alle großen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen im Frühjahr 2022 erneut revidiert. Insbesondere die kräftig gestiegenen Öl- und Gaspreise belasteten Unternehmen und Haushalte in hohem Maße. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat seine ohnehin schon gedämpfte Wachstumsprognose für 2022 nahezu halbiert – von 4 % auf 2,1 %. Auch die Ökonomen vom IfW Deutschland trauen Deutschland im laufenden Jahr nur noch ein Wachstum von 2,1 % zu. Das RWI senkte seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum für 2022 auf 2,5 %. Für 2023 erwartet es 3,6 %. Die OECD rechnet bis ins Jahr 2023 hinein mit einem weltweit geringeren Wachstum, gestörten Lieferketten und steigenden Preisen.
Umsatz- und Ergebniserwartung
Im Rahmen der regelmäßig aktualisierten und weiterentwickelten Unternehmensstrategie stellt sich die RheinEnergie den großen Herausforderungen in energiepolitischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der internen Prozesse einerseits und den beabsichtigten Investitionen in die Dekarbonisierung über alle Wertschöpfungsstufen andererseits soll die Basis für Wachstum und dauerhafte Ertragskraft beibehalten werden.
Für das Geschäftsjahr 2022 erwartet die RheinEnergie in den einzelnen Sparten in etwa folgende Absatzzahlen: Strom 15.800 GWh (inklusive Erzeugungsmengen), Erdgas 7.200 GWh, Fernwärme 1.200 GWh, Energiedienstleistungen 770 GWh, Dampf 550 GWh und Wasser 80 Mio. cbm.
Die RheinEnergie plant für das Geschäftsjahr 2022 eine steigende Umsatzentwicklung (ohne Strom- und Energiesteuer) in Höhe von rund 2,6 Mrd. € und ein Ergebnis vor Ertragsteuern in einer Größenordnung von rund 165 Mio. €. Bei den Investitionen steht neben laufenden Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien im Vordergrund. Insgesamt erwartet die RheinEnergie eine unverändert gute Vermögens-, Finanz- und Ertragslage.
Die Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der RheinEnergie wegen der Ukraine-Krise, die seit Februar 2022 andauert, sind derzeit nicht abschätzbar. Auf Basis der aktuellen Marktsituation, die unter anderem durch deutlich höhere und volatilere Beschaffungspreise geprägt ist, sind negative Auswirkungen auf das Ergebnis vor Steuern nicht auszuschließen.
Dieser Lagebericht und die weiteren Bestandteile des Geschäftsberichtes enthalten Aussagen, die sich auf die zukünftige Entwicklung der RheinEnergie beziehen. Diese Aussagen stellen Einschätzungen dar, die auf Basis aller zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Informationen getroffen werden. Eine verlässlichere Prognose kann aus heutiger Sicht aufgrund von Ungewissheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen, regulatorischen, technischen und wettbewerbsbezogenen Entwicklung jedoch nicht abgegeben werden.
Insgesamt bewertet der Vorstand die Entwicklung der Gesellschaft unter den beschriebenen Rahmenbedingungen als positiv.
Köln, den 28. März 2022
Der Vorstand
Dr. Steinkamp Fabry Lichtenstein Südmeier