Die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 hat sich seit dem ersten Quartal 2020 stark auf die Wirtschaft ausgewirkt. Letztendlich waren die Auswirkungen im Kalenderjahr 2020 zwar nicht so stark wie im Jahresverlauf befürchtet, dennoch hat sich der wirtschaftliche Aufschwung der Vorjahre in allen Wirtschaftsräumen umgekehrt. Für das Jahr 2021 wird nun eine langsame Erholung vorhergesagt. Dies hängt allerdings stark vom Erfolg der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 ab.
Die OECD geht davon aus, dass das weltweite Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 aufgrund der Pandemie um rund -4,2 % zurückgegangen ist.1 Nach diesem starken Rückgang wird das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2021 voraussichtlich um rund 4,3 % und im Jahr 2022 um weitere 3,8 % steigen.
Für die europäische Wirtschaft wird für das Jahr 2020 ein Corona-bedingter Rückgang um -6,7 % (EU) und -7,2 % (Euroraum) erwartet. Im Jahr 2021 wird sie voraussichtlich wieder wachsen (+4,7 % EU und +4,9 % Euroraum).2
Die deutsche Wirtschaft (BIP) ging im Jahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie nach ersten Berechnungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie um 5 Prozent zurück.3 Letztlich fällt das Minus aber deutlich niedriger aus, als es im Verlauf des Jahres 2020 von vielen Experten erwartet worden war. Nach dem historischen Einbruch im zweiten Quartal (-9,8 %) konnte man mit der schrittweisen Rücknahme der Einschränkungen einen bemerkenswerten Aufholprozess beobachten. Im dritten Quartal verbuchte die deutsche Wirtschaft ein Plus von 8,5 % und erreichte damit wieder rund 96 % ihres Niveaus vom Schlussquartal 2019 vor Ausbruch der Pandemie. Der neuerliche Shutdown bremste die Konjunkturerholung allerdings wieder etwas aus. Die zweite Corona-Welle dürfte keinen Einbruch wie im vergangenen Frühjahr zur Folge haben, aber durch die verzögerte Erholung steigt das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 voraussichtlich nur um 3,1 %.4
Auch der gesamte Güterverkehr war davon betroffen. Die Entwicklung des Güterverkehrs wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt nach Erwartung des Bundesamtes für Güterverkehr5 wieder positiv sein.
Statistiken zum gesamten Güterverkehrsaufkommen für das Kalenderjahr 2020 sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht worden.
Der Straßengüterverkehr verzeichnet grundsätzlich eine saisonübliche bis gute Auftragslage – trotz der seit Mitte Dezember 2020 geltenden Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 und der hiermit verbundenen weitreichenden Einschränkungen im Einzelhandel und Dienstleistungsbereich sowie im Gastronomie-, Tourismus- und Eventbereich. Die Geschäftserwartungen für die nächsten drei Monate bewertet die Branche tendenziell als gleichbleibend. Zum Jahreswechsel sind die Kosten weiter gestiegen, unter anderem durch höhere Mautsätze im europäischen Ausland und die CO2-Bepreisung von Kraftstoffen.
Für den Schienengüterverkehr in Deutschland liegen derzeit statistische Daten bis einschließlich Oktober 2020 vor. Nach dem massiven Einbruch der Beförderungsmenge und der Verkehrsleistung im April 2020 setzte in den Folgemonaten eine leichte Erholung ein, die bis Juli 2020 anhielt. Im August 2020 kam es wieder zu einem starken Rückgang, dem deutliche Zuwächse im September und Oktober 2020 folgten. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich das Aufkommen im Oktober 2020 im Vergleich zum Vormonat um rund 5,7 %; die Verkehrsleistung stieg um rund 2,7 %. Von Januar bis Oktober 2020 lag die Verkehrsleistung damit nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes um rund 6,5 % und die Beförderungsmenge um rund 8,3 % unter dem jeweiligen Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums.
Eine nachhaltige Verbesserung der Auftrags-, Ertrags- und Liquiditätssituation zeichnet sich bislang nicht ab. Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Corona-Lage rechnet die Branche mit großen Herausforderungen in den nächsten Monaten.
Die Binnenschifffahrt vermeldet nach Informationen des Statistischen Bundesamtes eine saisonübliche Auftragslage. Ab Mitte Dezember geht die Transportnachfrage aufgrund der vielen Feiertage und urlaubsbedingter Schließungen von Produktionsstätten üblicherweise zurück. Die Covid-19-Pandemie hat diesen Effekt nochmals verstärkt.
Von einer rückläufigen Transportnachfrage ist besonders die Trockengüterschifffahrt betroffen. Bei Eisenerzen, Koks, Metallen, Importkohle sowie Maschinen und Anlagen ging die Zahl der Beförderungen zurück. Dagegen stufte die Branche das Transportaufkommen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Düngemitteln – bei regionalen Schwankungen – als saisonüblich bis gut ein. Bei Baustoffen wie Sand und Kies blieb die Transportnachfrage weiterhin stabil. Angesichts der Nachfragerückgänge bestand insbesondere im Rhein- und Donaugebiet ein großer Überhang an Schiffsraum.
Die Tankschifffahrt verzeichnete im Dezember einen Anstieg der Transportmengen von Benzin, Diesel und Heizöl, insbesondere wegen der Einführung der CO2-Abgabe ab 2021 und des Auslaufens der Mehrwertsteuersenkung zum 31. Dezember 2020. Möglicherweise handelt es sich dabei um sogenannte Vorzieheffekte, die sich entsprechend negativ auf die Transportnachfrage im 1. Quartal 2021 auswirken werden. Die Verlängerung des Lockdowns könnte dies noch verstärken. Die Transportnachfrage für Schweröl, Flugbenzin und Schmierstoffe liegt weiterhin deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die Containerbeförderungen weisen Erholungstendenzen auf. Vor allem im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft wurden viele Container aus Fernost mit E-Commerce-Artikeln für die Konsumgüterindustrie in den großen Seehäfen der Nordrange umgeschlagen.
Die Chemie- und Pharmaindustrie kam bisher glimpflicher durch die Krise als viele andere Industriebranchen. Auch in der Hochphase der Krise blieb die Nachfrage nach Hygieneartikeln, Verpackungsmaterialien und Pharmazeutika stark. Das stützte die Produktion, wovon auch die Binnenschifffahrt profitierte. In der Chemie- und Gastankschifffahrt blieben die abgerufenen und transportierten Mengen über das Jahr 2020 konstant. Die Transportmengen lagen leicht unter dem Vorjahresniveau. Mit der wirtschaftlichen Erholung der industriellen Kunden zog die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen im dritten Quartal an. Weltweit wurde das Vorjahresniveau sogar übertroffen – nicht nur in der Pharmaindustrie, sondern auch in der Chemie allgemein.