Häfen und Güterverkehr Köln AG Geschäftsbericht 2021
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Prognose-, Chancen- und Risikobericht

Der Logistikmarkt entwickelt sich beständig weiter. Nachdem das Vorkrisenniveau bereits 2021 wieder erreicht wurde, werden auch für die Zeit nach 2022 kontinuierliche Zuwächse erwartet.8 Die HGK und die Gesellschaften gehen hier mit und sehen zielgerichtetes Handeln als Schlüssel zum Erfolg an, um auch in Zukunft ein erfolgreicher Teil des Stadtwerke Köln Konzerns zu sein. 

Die Logistik gewinnt zusehends an Bedeutung und ist ein essenzieller Wirtschaftszweig für eine funktionierende Gesellschaft.9 Komplexe und eng verzahnte Wertschöpfungsprozesse, ein dynamischer und globaler Handel sowie das enorme Wachstum an Produktvielfalt prägen das allgemeine Logistikverständnis nachhaltig. Ein kontinuierlicher Optimierungsprozess und zukunftsweisende Investitionen sind für den Erhalt einer nachhaltigen Marktposition erforderlich. Konkret bedeutet dies, dass die HGK-Gruppe Arbeitsprozesse optimiert. 

Die Stellung der HGK als Logistikholding mit wertschaffenden Logistikbeteiligungen im Logistikmarkt wird gesichert und weiterentwickelt. Durch den kürzlich erfolgten Kauf der nun zur HGK Shipping gehörenden Unternehmen kann die HGK nun Logistikleistungen auf der Schiene, der Straße und dem Wasserweg aus einer Hand anbieten. Die HGK wird den Transformationsprozess hin zu einer administrativen Logistikholding weiter schärfen, sich neu ausrichten und nachhaltige Entwicklungen in den Geschäftsfeldern erarbeiten. 

Die HGK ist mit dem Wirtschaftsstandort Köln eng verbunden. Dies ist und bleibt der Schwerpunkt der unternehmerischen Tätigkeiten. Die HGK und ihre Tochter- und Beteiligungsunternehmen werden mit ihren Angeboten verstärkt an einer tieferen Marktdurchdringung und an Lösungen arbeiten, die einen ökologisch nachhaltigen Beitrag für den Stadtraum leisten. Dazu wird das Leistungsportfolio der Gruppe fortlaufend an die Anforderungen der Kunden und des Marktes angepasst. 

Beispiel hierfür sind die Aktivitäten im Industriepark-Nord. Hierfür hat die HGK im Dezember 2020 ein Grundstück von 17 ha angrenzend an das Terminal Köln Nord von der Stadt Köln erworben. Für die Stadt Köln schaffen wir ein modernes Industriequartier, indem wir integrierte Services und Produkte als Dienstleister aus einer Hand anbieten und somit ein profitables und nachhaltiges Geschäftsfeld für die HGK entwickeln. Dabei bieten wir eine preiseffiziente, nachhaltige und zukunftsfähige Infrastruktur an, die den Pächtern zur Verfügung gestellt wird.

Risikomanagementsystem (RMS) 

Bei der Ausübung unternehmerischer Tätigkeit können Risiken entstehen. Gleichzeitig sind die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln im 21. Jahrhundert deutlich komplexer und volatiler geworden. Die Einrichtung und Dokumentation eines Risikomanagementsystems (RMS) ist daher nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern unverzichtbares Instrument einer integrierten Unternehmensentwicklung und -steuerung. Vor diesem Hintergrund ist der bewusste Umgang mit Risiken im Sinne einer maßnahmenorientierten Steuerung zentraler Bestandteil des RMS bei der Häfen und Güterverkehr Köln AG, ebenso wie die frühzeitige Risikoerfassung und -bewertung. Als Risiko wird, vereinfacht umschrieben, eine potenziell negative Abweichung von unternehmerischen Zielsetzungen verstanden. 

Dieses RMS hat die HGK auch auf ihre Tochter- und mehrheitlichen Beteiligungsunternehmen ausgerollt. Das RMS bei der HGK und ihren Tochterunternehmen erfolgt nach von der Stadtwerke Köln GmbH verbindlich vorgegebenen Grundsätzen, Verantwortlichkeiten, Inventur-, Bewertungs- und Berichtsprozessen. Auf der Basis des geltenden RMS werden konzernweit alle relevanten Risiken regelmäßig identifiziert, bewertet, einer Eintrittswahrscheinlichkeit zugeordnet und geplante Maßnahmen zur Risikoreduzierung oder -eliminierung aufgezeigt.

Die Tochter- und Beteiligungsunternehmen der HGK berichten vierteljährlich an die HGK. Eine sofortige Meldung muss dann erfolgen, wenn ein Risiko festgelegte Schwellenwerte überschreitet. Das Risikomanagement der HGK konsolidiert die wesentlichen Risiken der Gesellschaften und fasst diese in einem HGK-Berichtswesen zusammen, welches ebenfalls vierteljährlich an die SWK gemeldet wird. Die konzernweite Unternehmensrevision prüft regelmäßig die Abläufe des Systems sowie dessen Wirksamkeit und Angemessenheit.

Die Leitlinie Risikomanagement legt die wesentlichen Grundsätze und Verantwortlichkeiten fest. Dazu zählen insbesondere Termine und Schwellenwerte für das Risikomanagement-Reporting. Der Bericht zur Risikoinventur beinhaltet Art, Struktur und Steuerungsgrad der Risiken nach Bereichen. In ihm werden identifizierte Risiken analysiert und nach Bedeutung und Eintrittswahrscheinlichkeit eingestuft.

Wesentliche Chancen und Risiken bei der HGK und ihren Tochter- und Beteiligungsunternehmen

Es bestehen ergebnisrelevante Risiken, die einen Einfluss auf den Geschäftsverlauf, die wirtschaftliche Lage und die Ertragslage der HGK haben könnten. Die Chancen und Risiken werden zur besseren Strukturierung in Kategorien zusammengefasst. Dabei wird zwischen externen und internen Risiken unterschieden. Die in der Häfen und Güterverkehr Köln AG identifizierten wesentlichen Risiken werden kategorisiert und potenzielle Chancen und Risiken nachfolgend im Einzelnen erläutert. 

Tatsächliche Chancen und Risiken

Der Russland-Ukraine-Krieg kann die internationalen und nationalen Güterströme nachhaltig negativ beeinflussen, indem diese blockiert oder dauerhaft verschoben werden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges könnten sich für die Umsatz- und Ergebnisentwicklung der HGK-Gruppe zu einem mittleren Risiko entwickeln.

Die Covid-19-Pandemie bleibt ein Risiko. Wie diese sich zukünftig auswirken wird, ist derzeit unklar. Aktuell stellt die Pandemie ein Risiko von geringer Bedeutung dar. Dies kann sich im Rahmen der allgemeinen Situation im Laufe des Jahres jedoch ändern. Auch wenn die Auswirkungen von Corona auf die gesamte Wirtschaft abnehmen, führen verstärkte Personalausfälle aufgrund hoher Inzidenzen infolge der Omikron-Variante zu Risiken in der Geschäftsabwicklung.

Im Rahmen der Wirtschaftsplanung wurden die zukünftigen Auswirkungen der Corona-Pandemie nur eingeschränkt berücksichtigt, da man zum Planungszeitpunkt davon ausging, dass die Pandemie Anfang 2022 nur noch eine untergeordnete Rolle spielen würde. Diese Annahme hat sich leider nicht vollumfänglich bestätigt.

Ebenfalls als mittleres Risiko werden die Auswirkungen des demographischen Wandels angesehen. Sollte der Fachkräftemangel anhalten, wird es zu Einschränkungen in betrieblichen Abläufen kommen. Auch im Bahnbetrieb und in der Binnenschifffahrt und in den verwaltenden Bereichen könnte sich ein Fachkräftemangel zu einem Risiko entwickeln. Durch neue Technologien und veränderte Prozessabläufe wird man dieses Risiko minimieren. 

Politische, regulatorische und rechtliche Chancen und Risiken

Politik, Gesetzgebung und Verträge setzen die Rahmenbedingungen für die Geschäftsfelder, in denen die HGK und ihre Tochter- und Beteiligungsgesellschaften tätig sind. Für Unternehmen mit langfristig ausgelegten Investitionen sind verlässliche Rahmenbedingungen unabdingbar für wirtschaftlichen Erfolg.

Sofern öffentliche Mittel für den systematischen Aus- und Neubau sowie die Instandhaltung des Bestandsnetzes nicht mehr ausreichend verfügbar sind, ist die Wettbewerbsfähigkeit des Verkehrsträgers Schiene gegenüber Straße und Wasserstraße gefährdet. Aus Eigenmitteln können diese Maßnahmen nicht finanziert werden. Das hätte zur Folge, dass Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen nicht mehr finanziert werden können. Dieses Risiko wird mit einer niedrigen Bedeutung eingeschätzt. 

Für die HGK-Beteiligung RheinCargo ist die im Jahr 2018 beschlossene Trassenpreisförderung auf Basis des Trassenpreisförder-Gesetzes (TraFöG) eine Chance. Die Trassenpreisförderung ist eine vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) initiierte Fördermaßnahme, mit der der umwelt- und klimafreundliche Schienengüterverkehr über eine anteilige Finanzierung der Trassenpreise gefördert werden soll. Zunächst bis zum 31. Dezember 2023 wird eine Fördersumme in Höhe von jährlich 350 Mio. € zur Verfügung gestellt. Die konkrete Förderung ist abhängig von der jährlichen Trassenkilometer-Leistung. Durch die Förderung ist die RheinCargo in der Lage, weitere Investitionsmaßnahmen wie beispielsweise die Anschaffung von klimafreundlicheren Triebfahrzeugen vorzunehmen.

In der jüngsten Vergangenheit wurde es immer schwieriger, adäquaten Sachversicherungsschutz zu erhalten. Die Sachversicherer zogen sich aus dem Markt zurück. Auch ein Standort in der HGK-Gruppe muss mit dieser Entwicklung umgehen und hinnehmen, dass eine Volldeckung Feuer und Betriebsunterbrechung derzeit nicht mehr erhältlich ist. Durch Schutzmaßnahmen werden die Risiken des Sachverlustes und sich daraus ergebende Folgerisiken minimiert. Insgesamt wird dieses Risiko für die HGK-Gruppe als niedriges Risiko klassifiziert. 

Chancen und Risiken im Markt und Wettbewerb

Die Entwicklung der Beschaffungs- und Absatzmärkte, die Wettbewerbssituation sowie weitere, die Nachfrage bestimmende Faktoren wirken in unterschiedlichem Ausmaß auf die HGK sowie ihre Tochter- und Beteiligungsgesellschaften ein.

Die Energiewende hat auch auf die Transport- und Umschlagmengen bei Wasserstraße und Schiene Auswirkungen. Kohlekraftwerke werden sukzessive stillgelegt. Die Zulieferleistungen werden an diesen Kraftwerksstandorten nicht mehr benötigt. Das Geschäftsfeld „Kraftwerkskohle“ fällt damit im Trockenschifffahrtsbereich auf lange Sicht weg. Neue Märkte und Leistungsfelder sind perspektivisch zu erschließen, damit dieses Geschäftsfeld kompensiert werden kann. Kurzfristig ergibt sich aus den infolge des Krieges zwischen Russland und der Ukraine steigenden Energiepreisen eine Situation, in der Kohleverstromung gegenüber der Stromerzeugung aus Gas wieder konkurrenzfähig ist. Damit bieten sich für die in der Trockenschifffahrt und im Kohleumschlag tätigen Beteiligungen in der HGK-Gruppe Chancen, die im Rahmen der Wirtschaftsplanung noch nicht absehbar waren. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass diese Entwicklung voraussichtlich nicht nachhaltig sein wird. Dennoch wird das sich verändernde Geschäftsfeld mittel- bis langfristig als ein mittleres Risiko bewertet.

Im Eisenbahngüterverkehr wird weiterhin ein hoher Wettbewerbsdruck herrschen. Seit langem konkurrieren nicht nur die verschiedenen Verkehrsträger miteinander, sondern auch die großen Staatsbahnen mit den Privatbahnen. Die Chancenungleichheit zwischen Staats- und Privatbahnen spiegelt sich im verstärkten Preiswettbewerb wider. Einige Industrien sind aber nach wie vor auf die Eisenbahn als Verkehrsträger angewiesen. Durch lokale Kooperationen und flexible, kurzfristige Angebote besteht hier für die kleineren Privatbahnen die Möglichkeit, gegenüber anderen Verkehrsträgern sowie den Staatsbahnen Boden gutzumachen. Auch dieses Risiko wird als gering eingestuft.

Operative Chancen und Risiken

Risiken für die Logistikbranche sind insbesondere auch Wetterextreme infolge des Klimawandels wie beispielsweise Klein- und Hochwasser, Starkregen und Sturm. Die Effizienz der in der Produktion eingesetzten Anlagen und Prozesse ist ein relevanter Erfolgsfaktor, aus dem sich Chancen und Risiken ergeben. 

Die Unternehmen der HGK-Gruppe legen großen Wert auf die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, um personelle Fehlentscheidungen zu minimieren. Außerdem wird durch die systematische Wartung und Instandhaltung der Betriebsmittel deren Ausfallrisiko verringert. Durch kontinuierliche Qualitätssicherung, eine Verbesserung der Prozesse und durch Investitionen in neue Technologien lassen sich Risiken abfedern. Beispielsweise investiert die HGK-Gruppe vermehrt in moderne, Niedrigwasser-optimierte Schiffe, um damit unabhängiger von Extrempegelständen Binnenschifftransporte anbieten zu können.

Unfälle, Anschläge oder auch Diebstähle können Betriebsstörungen zur Folge haben. Diesen nicht beeinflussbaren Faktoren lässt sich nur ein funktionierendes Notfallmanagement entgegensetzen. Insgesamt wird dem Risiko von Betriebsstörungen ein geringes Gewicht beigemessen.

Finanzielle Chancen und Risiken

Das anhaltend niedrige Zinsniveau an den Finanzmärkten birgt für die HGK sowie ihre Tochter- und Beteiligungsgesellschaften Chancen und Risiken. Allerdings ist eine Trendwende bei den Zinsen zu erwarten, nachdem einzelne Länder eine Anhebung des Leitzinses bereits durchgeführt haben und die EZB die Anleihekäufe reduziert. Im EZB-Raum ist ein Zinsschritt für das aktuelle Jahr jedoch eher noch nicht zu erwarten.

Das dauerhaft niedrige Zinsniveau der Kapitalmärkte wirkt sich negativ auf Pensionskassen aus. Dies gilt auch für die Pensionskasse Deutscher Eisenbahnen und Straßenbahnen, bei der die HGK Mitglied ist und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versichert. Es bestand das Risiko, dass die Kasse die Solvabilitäts-Kriterien nicht mehr erfüllen kann. Die einzelnen Mitglieder (Trägerunternehmen) leisteten im Jahr 2019 zusätzliche finanzielle Beiträge, um eine Schließung der Kasse durch die BaFin und damit die Subsidiärhaftung der Arbeitgeber gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verhindern. So verpflichtete sich auch die HGK zur Zahlung eines Beitrages in Höhe von 3,6 Mio. €, wovon jedoch im Geschäftsjahr 2020 aufgrund eines gegenüber den Erwartungen deutlich besseren Geschäftsverlaufs bei der Pensionskasse rund die Hälfte wieder an die HGK zurückgezahlt wurde. Gleichwohl besteht wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase die Möglichkeit, dass eine vergleichbare Situation in Zukunft nochmals auftreten könnte. Aufgrund der oben beschriebenen Entwicklungen an den Zinsmärkten kann das Risiko für die Zukunft jedoch als gering angesehen werden.

Keine bestandsgefährdenden Risiken

Unter Berücksichtigung der gegebenen Gegensteuerungs- und Minimierungsmaßnahmen sind derzeit keine Risiken erkennbar, die den Fortbestand der HGK gefährden. Derartige Risiken sind aus heutiger Sicht auch für die absehbare Zukunft nicht zu erkennen.

8Gipfel der Logistikweisen: Zusammenfassung der Ergebnisse des Gipfeltreffens Herbst 2021.

9Bundesvereinigung Logistik e.V.: https://www.bvl.de/service/zahlen-daten-fakten/umsatz-und-beschaeftigung