Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sorgte für eine hohe Volatilität am Energiemarkt und wachsende Versorgungsängste bei vielen EU-Mitgliedstaaten. Nach Kriegsbeginn und als Reaktion auf Wirtschaftssanktionen gegen Russland sanken die Gaslieferungen aus Europas wichtigster Gasquelle auf ein Rekordtief. Diese Verknappung befeuerte die Preise an den Beschaffungsmärkten für Energie und erhöhte für Unternehmen die Preise massiv. Die Preissteigerungen ließen sich nur zum Teil an Verbraucher weitergeben. Aufgrund des Krieges nahmen außerdem die schon zuvor existenten globalen Lieferkettenprobleme weiter zu. Das trübte das gesamtwirtschaftliche Klima.
Zu den größten energiewirtschaftlichen Herausforderungen im Berichtsjahr gehörte neben der sicheren Versorgung auch die Gewährleistung bezahlbarer Energie. Die Bundesregierung hat seit Frühjahr 2022 drei Entlastungspakete auf den Weg gebracht, um Verbraucher angesichts der massiv steigenden Preise zu unterstützen. Im dritten und vierten Quartal des Geschäftsjahres begannen Unternehmen wie die RheinEnergie mit Vorbereitungen auf die vom Gesetzgeber beschlossenen Soforthilfen für den Winter sowie die Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme, die im Folgejahr in Kraft treten sollen.
Im Fokus der energiepolitischen Entwicklungen auf europäischer Ebene stand im Berichtsjahr 2022 unter anderem das EU-Gasmarktpaket. Es soll die Integration von erneuerbarem und kohlenstoffarmem Wasserstoff in den europäischen Rechtsrahmen für den Gasbinnenmarkt regeln. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs wurde zudem das RePowerEU-Paket entwickelt, das darauf abzielt, die Abhängigkeit Europas von fossilen Brennstoffen aus Russland zu reduzieren und die Energiewende zu beschleunigen. Am 20. Mai 2022 veröffentlichte die Europäische Kommission Entwürfe delegierter Rechtsakte zum Thema „grüner Wasserstoff“. Diese legen die Erzeugungskriterien für sogenannten grünen Wasserstoff fest, mit deren Zuhilfenahme sich dieser im positiven Falle auf die Ziele im Verkehrssektor anrechnen lässt.
Die energiepolitischen Entwicklungen auf Bundesebene wurden zu Beginn des Berichtsjahres 2022 durch Gesetzesinitiativen der Bundesregierung zur Sicherung der deutschen CO2-Minderungsziele bestimmt. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs betrafen die energiepolitischen Entwicklungen vor allem die Beseitigung kriegsbedingter Verwerfungen am Energiemarkt. Die Regierung hat seit dem Frühjahr 2022 drei umfangreiche Entlastungspakete beschlossen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören unter anderem der Wegfall der EEG-Umlage, eine temporäre Mehrwertsteuersenkung für Gas und Fernwärme und eine Dezember-Soforthilfe für Gas- und Fernwärmekunden.
Das Berichtsjahr war geprägt von extremen Preissteigerungen und -schwankungen an den Beschaffungsmärkten. Die unterjährig immer weiter steigenden Beschaffungskosten wirkten sich auch auf die Preise für Endkunden aus. Der signifikante Anstieg der europäischen Gaspreise ist in erster Linie eine Folge des Ukraine-Kriegs und sinkender oder komplett ausbleibender Gaslieferungen aus Russland als Reaktion auf EU-Sanktionen. Diese Entwicklung bescherte den Notierungen am Gasmarkt immer neue Jahreshöchststände.
Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach Importkohle in Europa. Die Bundesregierung erleichterte die Rückkehr von Braun- und Steinkohlekraftwerken aus der Netzreserve, sodass die Perspektive einer verbesserten konventionellen Kraftwerksverfügbarkeit am Strommarkt preissenkend wirkte. Auch die Preise am Ölmarkt markierten im Zuge der Ukraine-Krise Höchststände. Um am ohnehin schlecht versorgten Ölmarkt für Entlastung zu sorgen, beschlossen die USA sich von einem Teil ihrer strategischen Ölreserven zu trennen. Die hohe Inflation insbesondere in Europa und in den USA sowie Lockdowns in China setzten der Weltwirtschaft erheblich zu. Dadurch und durch die wiederum erstarkende Produktion in Frankreich fielen die Preise im letzten Jahresdrittel wieder.
Die RheinEnergie Trading GmbH ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der RheinEnergie und fungiert als zentraler Marktzugang für Energie und Dienstleister für energienahe Produkte.
Die RheinEnergie hat die Bewirtschaftung ihres Strom- und Erdgasportfolios auf die RheinEnergie Trading übertragen. In diesem Zusammenhang hat sie die im Berichtsjahr abgesetzten Mengen in einem sehr schwierigen Marktumfeld am Großhandelsmarkt beschafft. Die RheinEnergie Trading hat zudem die Stromproduktion der RheinEnergie-Kraftwerke vermarktet. Um die Geschäfte optimal absichern zu können, erstreckt sich die gesamte Beschaffung und Vermarktung über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Sie erfolgt darüber hinaus diversifiziert und strukturiert, um durch eine Kombination flexibler Produkte und Standardverträge Optimierungspotenziale zu heben.
Die Rheinische NETZGesellschaft mbH (RNG) pachtet und betreibt die Elektrizitäts- und Gasnetze verschiedener rheinischer Energieversorgungsunternehmen, unter anderem das der RheinEnergie.
Im Geschäftsjahr 2022 konnte die RheinEnergie in den einzelnen Sparten folgende Absatzzahlen erreichen: Strom 15.535 GWh, Erdgas 8.648 GWh, Fernwärme 1.024 GWh, Energiedienstleistungen 647 GWh und Dampf 481 GWh.
Die Umsatzerlöse der RheinEnergie belaufen sich im Geschäftsjahr ohne Strom- und Energiesteuer auf insgesamt 3.516 Mio. € (Vorjahr 2.517 Mio. €). Der wesentliche Anteil dieser Erlöse entfällt mit 2.059 Mio. € (Vorjahr 1.403 Mio. €) auf die Stromsparte, die einen signifikanten Zuwachs um 657 Mio. € verzeichnet. Auch die Geschäftserlöse Gas sind von im Vorjahr 264 Mio. € deutlich mit 295 Mio. € auf 559 Mio. € angestiegen. Während die Umsätze für Wasser leicht rückläufig sind, zeigt sich auch im Bereich Fernwärme inklusive Dampf und Nahwärme ein Anstieg der Umsatzerlöse. Der Effekt ist im Wesentlichen preisbedingt.
Das Ergebnis vor Steuern (EBT) liegt mit 183 Mio. € (Vorjahr 180 Mio. €) leicht über dem Vorjahresniveau. Das Ergebnis vor Zinsen, Ertragsteuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen (= EBITDA) beträgt 247 Mio. € (Vorjahr 245 Mio. €). Das Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (= EBIT) beläuft sich im Geschäftsjahr 2022 auf 191 Mio. € (Vorjahr 191 Mio. €). Das Ergebnis nach Steuern erreicht 168 Mio. € (Vorjahr 173 Mio. €). Von dem Ergebnis nach Steuern erhält der Gesellschafter Westenergie eine Ausgleichszahlung nach § 304 AktG von 22 Mio. € (Vorjahr 28 Mio. €). Zur Stärkung der Eigenkapitalbasis wurde den Gewinnrücklagen wie im Vorjahr ein Betrag von 10 Mio. € zugeführt. Demzufolge wird ein Gewinn in Höhe von 136 Mio. € an den mit 80 % beteiligten Mehrheitsgesellschafter GEW Köln AG abgeführt.