Grundlagen der Gesellschaft
Berichterstattung gemäß § 108 III Nr. 2 GO NRW
Unternehmensgegenstand der Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB), Köln, ist gemäß § 3 der Unternehmenssatzung die Bedienung des öffentlichen Verkehrs. Die KVB befördert Personen in Köln und auf abgehenden Linien im Umland mit Omnibussen, Stadtbahnen und im On-Demand-Verkehr. Darüber hinaus stellt sie in Köln auch ein in den ÖPNV-Tarif eingebundenes Radsharingangebot. Sie übernimmt damit gemeinsam mit anderen Unternehmen aus dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH (VRS) die notwendige Aufgabe einer allgemeinen, flächendeckenden Daseinsvorsorge des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) für die Bevölkerung des Kölner Stadtgebietes sowie des näheren Umlandes.
Das Leistungsangebot der KVB im Linienverkehr (Verbundverkehr) sowie das Radsharingangebot basieren auf Beschlüssen der zuständigen kommunalen Aufgabenträger. Dazu zählen im Wesentlichen die Stadt Köln sowie – für interlokale Verkehre – die tangierten Kommunen. Diese Beschlüsse sind im Nahverkehrsplan der Stadt Köln, in den ergänzenden Beschlüssen der zuständigen Ratsausschüsse sowie für die interlokalen Verkehre durch entsprechende Beschlüsse und Nahverkehrspläne der tangierten Kommunen dokumentiert. Zur Sicherstellung durchgehender und aufeinander abgestimmter Angebote ist dabei das auf dem „Integralen Taktfahrplan NRW“ (ITF) beruhende Schienenpersonennahverkehr-(SPNV)-Angebot angemessen zu berücksichtigen und der Verbundtarif anzuwenden.
Die KVB passt ihr Leistungsangebot im Liniennetz stetig an und erweitert es. Zudem ergreift sie laufend Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität, insbesondere beim Service und im technischen Umfeld. Die KVB verbessert den ÖPNV in Köln damit nachhaltig.
Neben dem Linienverkehr, den die KVB als einer von 22 Partnern im Verkehrsverbund Rhein-Sieg bedient, betreibt sie mit ihren Bussen und Bahnen in geringerem Maße auch Sonder- und Gelegenheitsverkehr.
Unternehmensstrategie
Die Strategie der Kölner Verkehrs-Betriebe AG wird alle zwei Jahre im Rahmen eines konzernweiten Strategiechecks evaluiert und dem Aufsichtsrat vorgestellt. Der letzte Strategiecheck und die Verabschiedung des Strategiepapiers „Profil Zukunft 2030+“ erfolgte im Frühjahr 2021. Darin wurde die Fortführung der bisherigen Wachstumsstrategie beschlossen.
Dem aktuellen Strategiepapier der KVB „Profil Zukunft – Strategie 2030+“ liegen unter anderem auch das Papier „Köln mobil 2025“ sowie die „Kölner Perspektiven 2030“ zugrunde, welche die Leitziele für die urbane Mobilität in Köln sowie Schwerpunkte im Bereich der Stadt- und Quartiersentwicklungen abbilden.
Das im Geschäftsjahr gültige Strategiepapier der KVB richtet sich an den Rahmenbedingungen der Mobilitätsbranche aus. Diese werden maßgeblich durch die Klimaschutzziele der Bundesregierung beeinflusst und lassen dem gesamten Mobilitätssektor eine deutlich stärkere Bedeutung zukommen. Ziel der gesamten Branche und damit auch der KVB ist es, möglichst viele Menschen zum Umstieg auf den umweltfreundlichen ÖPNV zu bewegen und damit die bundesweite Mobilitätswende voranzutreiben. Hierfür ist es zwingend notwendig, den ÖPNV für die Kundinnen und Kunden deutlich attraktiver und zuverlässiger auszugestalten sowie ausreichende Kapazitäten für steigende Fahrgastzahlen zu schaffen. Die KVB versteht sich deshalb als der zentrale Mobilitätsdienstleister in Köln und bietet ihren Kundinnen und Kunden heute und in der Zukunft ein umfassendes, modernes und vernetztes Mobilitätsangebot an.
Sowohl kurz- als auch langfristig ist die Fahrgastgewinnung das vorrangige Ziel, um neben der damit verbundenen Sicherung der Einnahmen auch den Beitrag zur Erreichung der Verkehrswende zu leisten. Der strategische Schwerpunkt der KVB liegt folglich darauf, das Unternehmen zukunftsorientiert auszurichten und die Mobilitätswende in Köln vor dem Hintergrund des veränderten Mobilitätsverhaltens voranzutreiben. Die Fortführung der bisherigen Wachstumsstrategie sieht bei unveränderten Rahmenbedingungen ein Fahrgastpotenzial von 320 Mio. Fahrgästen bis zum Jahr 2030 vor.
Zur Erreichung dieses Ziels stehen der notwendige Kapazitätsausbau, die stärkere Vernetzung sowie die Weiterentwicklung der bestehenden Angebote im Vordergrund. Wichtige Schwerpunkte bleiben daher die zeitnahe Umsetzung der ÖPNV-Roadmap und der damit verbundene Netzausbau zur langfristigen Kapazitätserweiterung, der im Einklang mit den Quartiersentwicklungen der städtischen Strategie steht. Neben den Maßnahmen der ÖPNV-Roadmap werden durch langfristige Fahrzeugneubeschaffungen wichtige Rahmenbedingungen geschaffen, um Kapazitätserweiterungen zu erreichen und die Netzentwicklung zukunftsfähig zu gestalten. Zusätzlich bildet die KVB mit ihren Mobilitätsangeboten den Hauptzugang zur Quartiersentwicklung. Die Attraktivität der Angebote wird dabei durch ein Netz von Mobilstationen, die Erweiterung des KVB-Rad-Angebotes und die Verprobung von innovativen Angeboten, wie On-Demand-Verkehren, kontinuierlich gesteigert. Für einen einfachen Zugang zu den jeweiligen Angeboten baut die KVB die digitale Mobilitätsplattform (KVB-App) als umfassendes Mobilitätsökosystem weiter aus. Zusätzlich bedarf es der Entwicklung neuer und flexiblerer Tarifangebote in Abstimmung mit dem VRS. Umwelt- und Klimaschutz sowie nachhaltiges Handeln sind ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil der strategischen Ausrichtung der KVB und haben vor dem Hintergrund der Klima- und Umweltschutzziele der Stadt Köln eine zunehmend hohe Bedeutung. Die KVB unterstützt die Stadt bei der Erreichung ihrer Ziele als Partner und strebt hierzu unter anderem die Erreichung der lokalen Klimaneutralität bis 2035 an. Die vollständige Umstellung der Busflotte bis 2030 auf elektrische Antriebe leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Weiterhin setzt sich die KVB für die Gewinnung von qualifizierten Fachkräften ein und bietet als attraktive Arbeitgeberin ein gutes Arbeits- und Betriebsklima. Da motivierte und engagierte Mitarbeitende einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten, haben unter anderem eine gelebte werteorientierte Führungskultur und häufige Mitarbeiterbefragungen eine hohe Bedeutung für die KVB.
Im Geschäftsjahr 2022 zeichneten sich Veränderungen der Rahmenbedingungen ab, die sich insbesondere in einer Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit auswirkten. Auf der Nachfrageseite hat die Corona-Pandemie dauerhafte Spuren hinterlassen. Trotzdem ist davon auszugehen, dass das Vor-Corona-Niveau von 2019 wieder erreicht wird, womit sich die bekannten Kapazitätsengpässe erneut einstellen werden. Der Ausbau der Infrastruktur, der Betriebshöfe und der Abstellanlagen bleibt insofern weiter erforderlich. Mit den zunehmenden Herausforderungen auf Seiten der KVB geht ein wachsender Finanzierungsbedarf für die Mobilitätswende einher, gleichzeitig ist die Haushaltssituation von Bund, Ländern und Kommunen deutlich angespannter. Weitere veränderte Rahmenbedingungen des Geschäftsjahres sind die steigende Inflation und die damit verbundene allgemeine Kostenerhöhung sowie die Problematik von Lieferkettenstörungen und Lieferengpässen. Daneben besteht aktuell ein Engpass im Faktor Personal, bedingt durch den demographischen Wandel, der mit einem Arbeitskräftemangel einhergeht. Aber auch die gestiegene Bedeutung der Digitalisierung und die digitale Vernetzung von Mobilstationen sind zu berücksichtigen.
Diese sich abzeichnenden Änderungen der Rahmenbedingungen wurden in einer Sondersitzung des Aufsichtsrates am 7. Juni 2022 behandelt. Der Aufsichtsrat hat trotz der geänderten Rahmenbedingungen und der negativen wirtschaftlichen Entwicklung die strategische Ausrichtung der KVB hinsichtlich der 2021 beschlossenen Wachstumsstrategie erneut bestätigt. Über die Entwicklung ausgewählter Einsparmöglichkeiten durch Projekte und Effizienzmaßnahmen wurde regelmäßig in den Aufsichtsratssitzungen berichtet.
Die Strategie wird im Rahmen des regelmäßigen Strategiechecks im Jahr 2023 fortgeschrieben. Beim diesjährigen Strategiecheck der Stadtwerke wurde die strategische Ausrichtung der KVB vor dem Hintergrund der aktuellen Rahmenbedingungen und der daraus resultierenden Herausforderungen und regulierenden Einflüsse wie beispielsweise der Umsetzung des Deutschlandtickets oder der Clean Vehicle Directive erneut bewertet und weiterentwickelt, indem beispielsweise der Betrachtungszeitraum bis 2035 erweitert wurde. Das Strategiepapier „Profil Zukunft 2035+“ wurde den Mitgliedern des Aufsichtsrates in der Aufsichtsratssitzung am 30. März 2023 erstmalig vorgestellt. Der Vorstand ist insbesondere auf die erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen eingegangen, die hinsichtlich der Finanzierung der Verkehrswende in Abstimmung zwischen Stadt, SWK und KVB betrachtet werden müssen. Voraussichtlich wird im Mai 2023 das neue Strategiepapier „Profil Zukunft 2035+“ beschlossen.