Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sorgte für eine hohe Volatilität am Energiemarkt und wachsende Versorgungsängste bei vielen EU-Mitgliedstaaten. Nach Kriegsbeginn und als Reaktion auf Wirtschaftssanktionen gegen Russland sanken die Gaslieferungen aus Europas wichtigster Gasquelle auf ein Rekordtief. Diese Verknappung befeuerte die Preise an den Beschaffungsmärkten für Energie und erhöhte für Unternehmen die Preise massiv. Die Preissteigerungen ließen sich nur zum Teil an Verbraucher weitergeben. Aufgrund des Krieges nahmen außerdem die schon zuvor existenten globalen Lieferkettenprobleme weiter zu. Das trübte das gesamtwirtschaftliche Klima.
Um sich schnellstmöglich aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland zu befreien, bereitete die EU verschiedene Gesetzesvorlagen vor. Neben einem Verbot von Erdöleinfuhren gehörten dazu auch neue Regelungsvorschläge unter anderem zur Gasspeicherung, zur Gasnachfragesenkung, zur Verringerung des Stromverbrauchs und zum Ausbau der Energie-Infrastruktur.
Zu den größten energiewirtschaftlichen Herausforderungen im Berichtsjahr gehörte neben der sicheren Versorgung auch die Gewährleistung bezahlbarer Energie. Die Bundesregierung hat seit Frühjahr 2022 drei Entlastungspakete auf den Weg gebracht, um Verbraucher angesichts der massiv steigenden Preise zu unterstützen. Im dritten und vierten Quartal des Geschäftsjahres begannen Unternehmen wie die RheinEnergie mit Vorbereitungen auf die vom Gesetzgeber beschlossenen Soforthilfen für den Winter sowie die Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme, die im Folgejahr in Kraft treten sollen.
Die Corona-Pandemie spielte im Jahr 2022 nur noch eine untergeordnete Rolle. Obwohl die Fallzahlen im ersten Halbjahr erneut stiegen, konnte die Versorgung durch die RheinEnergie zu jeder Zeit sichergestellt werden. Da eine neuerliche Covid-Herbstwelle ausblieb, verblieben die Aktivitäten zur Eindämmung der Pandemie ab Oktober auf niedrigem Niveau. So befindet sich die RheinEnergie diesbezüglich wieder im nahezu regulären Betrieb.
Personalstand zum 31. Dezember 2022
Ausbildung
Die RheinEnergie bietet eine abwechslungsreiche Ausbildung sowie ein Kombistudium in einem sehr guten Lern- und Arbeitsklima. Zum Standard gehören das Lernen mit digitalen Plattformen und die Bereitstellung von Notebooks für Auszubildende. Während der Ausbildung können Auszubildende für ihren Beruf Zusatzqualifikationen erwerben und auf ein vielseitiges Angebot von Trainings und Workshops zugreifen. Darüber hinaus profitieren sie von flexiblen Arbeitszeiten, Zusatzleistungen wie einem Großkundenticket und zusätzlicher betrieblicher Altersvorsorge (Entgeltumwandlung, Cafeteria-System für finanzielle Leistungen u.a.).
Fortbildung
Die RheinEnergie verfügt über ein umfangreiches betriebliches Bildungsangebot. Im Berichtsjahr haben zahlreiche Mitarbeitende an Inhouse-Seminaren zur Förderung unterschiedlicher Kompetenzen teilgenommen. Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Angebot an speziellen Trainings für Führungskräfte.
Gesundheits- und Personalpolitik
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmenskultur. Die RheinEnergie bietet individuelle Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeiten und Teilzeitmöglichkeiten für Fach- und Führungskräfte.
Um den Wiedereinstieg nach der Elternzeit zu erleichtern, steht die Kindertagesstätte „RheinEnergie-Glühwürmchen“ bis zu 36 Kindern der Altersklasse U3 offen. Die Sozialberatung der RheinEnergie berät Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Hilfsangeboten bei der Pflege von Angehörigen, in persönlichen Krisen sowie bei Sucht- oder Schuldenproblemen.
Arbeitssicherheit
Die Arbeitssicherheit und der Schutz der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben für die RheinEnergie einen hohen Stellenwert. Im Jahr 2022 lagen die unfallbedingten Arbeitszeitausfälle (LTIF – Lost Time Injury Frequency) der RheinEnergie bei 4,5 (2021: 5,8).
Erklärung zur Unternehmensführung
Die RheinEnergie sorgt für Rahmenbedingungen, die allen Geschlechtern gleiche Einstiegs-, Entwicklungs- und Aufstiegschancen ermöglichen. In diesem Zusammenhang hat das Unternehmen einen Frauenanteil von mindestens 35,7 % für die Bereichsleiterebene sowie von mindestens 34,6 % für die Abteilungsleiterebene bis zum 30. Juni 2027 formuliert. Die in 2021 gesetzten Ziele konnten hierbei für die Besetzung des Vorstands mit 50 % übertroffen werden (Zielgröße Vorstand 2021 30 %). Die Zielgrößen aus 2021 für Bereichs- und Abteilungsleitung mit 35 % waren mangels vorliegender Bewerbungen demgegenüber nicht zu erreichen. Der Anteil von Abteilungsleitungen liegt bei 26,8 %, für Bereichsleitungen bei 0 %. Durch die gezielte Weiterentwicklung des Cross-Mentorings und Diversity-Programms sollen künftig verstärkt auch weiblichen Nachwuchskräften mehr Sichtbarkeit und Anreize geboten werden, um die Anzahl der weiblichen Bewerbungen zu erhöhen.
Die konkreten Maßnahmen zur Förderung von Chancengleichheit erstrecken sich auf vier wesentliche Handlungsfelder: Berufsausbildung, Stellenausschreibung und Stellenbesetzung, Personalentwicklung sowie die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Steigerung der Energieeffizienz
Die RheinEnergie konnte im Berichtsjahr diverse Effizienzprojekte mit unterschiedlichen Technologien und Versorgungskonzepten umsetzen. Bei Industriekunden ging es vor allem um die Optimierung der Wärme, Kälte-, Druckluft und Dampfversorgung sowie um intelligente und effiziente Beleuchtung. Durch diese Maßnahmen ließen sich insgesamt rund 2.400 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. In der Immobilienwirtschaft lag der Fokus auf nachhaltigen Quartierskonzepten sowie Einzellösungen für große Immobilien. Mithilfe von Contracting-Lösungen konnten mehrere Projekte im Kölner Raum an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Im Rahmen der Solaroffensive Köln hat die RheinEnergie für die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln erste Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet.
Darüber hinaus hat die RheinEnergie im November 2022 die Auditierung zur Re-Zertifizierung des Energiemanagementsystems erfolgreich abgeschlossen. Neben dem Ersatz älterer Anlagentechnik soll künftig auch die weitere Digitalisierung helfen, Effizienzmöglichkeiten zu erkennen und den Energieeinsatz zu optimieren.
Photovoltaik-Anlagen
Die RheinEnergie bündelt ihre netzgebundenen Photovoltaik-Einspeiseanlagen im Tochterunternehmen RheinEnergie Solar GmbH. Im Jahr 2022 hat die PV-Freiflächenanlage in Hemau mit einer Leistung von rund 19 MWp den Betrieb aufgenommen. Darüber hinaus wurde auf dem Betriebsgelände der Neska in Ladenburg eine Aufdachanlage mit einer Leistung von rund 3 MWp aufgestellt. Die insgesamt installierte PV-Leistung der Rhein-Energie Solar GmbH betrug zum Jahresende 2022 rund 58 MWp.
Biogas und Biomethan
Die RheinEnergie ist alleinige Gesellschafterin der RheinEnergie Biokraft Randkanal-Nord GmbH & Co. KG. Diese betreibt seit Ende des Jahres 2011 die Biogasanlage Randkanal-Nord mit einer installierten elektrischen Leistung von 2,4 MW. Die zusätzlich erzeugte Wärme wird über das Fernwärmenetz der evd energieversorgung dormagen GmbH ganzjährig effizient zur Gebäudeheizung und Warmwasserversorgung genutzt.
Windkraft-Anlagen
In der RheinEnergie Windkraft GmbH bündelt die RheinEnergie sämtliche Windkraftprojekte. Im Jahr 2022 betrieb das Tochterunternehmen insgesamt 106 Anlagen mit einer installierten Leistung von rund 208 MW. Obwohl der politisch angestrebte Ausbau der erneuerbaren Energien in den kommenden Jahren noch mehr neu entwickelte Projekte benötigt, stocken auch aufgrund unklarer politischer Rahmenbedingungen Genehmigungen von neuen Windkraftprojekten derzeit (noch) erheblich. Neben eigenen, neuen sog. „Greenfield“ Windenergie-Projekten entwickelt die RheinEnergie insbesondere auch potenzielle Repowering-Aktivitäten an den Standorten von Bestandswindparks. Beide Maßnahmen sollen zum Ausbau des Anlagenportfolios bei der RheinEnergie Windkraft GmbH führen.
Solarthermische Stromerzeugung/Andasol 3
Die RheinEnergie ist über ihre 49%ige Beteiligung an der AS 3 Beteiligungs-GmbH mittelbar zu 12,3 % an dem solarthermischen Parabolrinnenkraftwerk Andasol 3 in Andalusien beteiligt. In solchen Kraftwerken erhitzen Parabolspiegel eine Trägerflüssigkeit. Die damit gewonnene Wärme treibt eine Turbine an, die umweltfreundlich Strom produziert. Im Jahr 2022 produzierte die Anlage 129,6 GWh Strom.
Verstärkter Fernwärmeausbau
Die RheinEnergie hat ihr Fernwärmenetz im Berichtsjahr um rund 10 MW ausgebaut. Besonders hervorzuheben sind Vertragsabschlüsse im Bereich Messe/City. Da die Fernwärme einen wesentlichen Beitrag zur klimaneutralen Wärmeversorgung von Köln leisten soll, wurde des Weiteren mit der Erarbeitung eines Transformationsplans - zunächst für das Innenstadtnetz - im Rahmen der Bundesförderung effiziente Wärmenetze begonnen. Innerhalb des Transformationsplans wird der strategische Ausbau und der Dekarbonisierungspfad der Fernwärme bis zum Jahr 2045 beschrieben.
Smart-Meter-Infrastruktur
Zu Beginn des Jahres 2017 startete die RheinEnergie gemäß Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) den Rollout moderner Messeinrichtungen (mME) und intelligenter Messsystemen (iMS). Im Rahmen des Rollouts sollen bis zum Jahr 2032 jährlich zwischen 40.000 und 80.000 mME und bis zu 14.000 iMS installiert werden.
Trotz pandemiebedingter Einschränkungen in den Logistikketten und bei der Verfügbarkeit elektronischer Bauteile konnte die RheinEnergie den planmäßigen Rollout der modernen Messsysteme umsetzen. Im Jahresverlauf wurden rund 100.000 mME installiert, so dass bis zum Jahresende rund 48 % des Zählerbestandes auf mME umgestellt worden sind. Der Gesamtbestand im Feld liegt aktuell bei rund 560.000 mME.
Einschränkungen gab es beim Rollout der iMS, da die Lieferfähigkeit seitens der Hersteller von Basiszählern und Gateways im Jahr 2022 eingeschränkt war, so dass nur 3.500 iMS neu installiert werden konnten. Damit lag der Gesamtbestand Ende 2022 bei rund 8.800 iMS.
Klimaneutralität bis 2035
Die RheinEnergie hat sich mit der Bürgerinitiative Klimawende Köln darauf verständigt, das Unternehmen noch schneller auf erneuerbare Energien umzustellen. Zusammen mit der Bürgerinitiative und der Stadt Köln wurde im Berichtsjahr ein gemeinsames Eckpunktepapier konzipiert, das als Ziel für die weitgehende Dekarbonisierung der Energiewelt in Köln das Jahr 2035 vorgibt. Bis dahin müssen gemäß der Vereinbarung alle Sektoren der RheinEnergie inklusive Strom- und Wärmeversorgung komplett klimaneutral beiziehungsweise dekarbonisiert sein.
Die RheinEnergie baut dazu ihr Portfolio an erneuerbarer Energie systematisch und strukturiert aus. Sie stellt – konditioniert durch die Marktverfügbarkeit entsprechender Brennstoffe – ihre Wärmeerzeugung auf grüne Quellen um und dekarbonisiert so alle ihre Wärmenetze. Bestandteil dieser Strategie sind auch Techniken wie Groß- und Hochtemperatur-Wärmepumpen, etwa an den Kraftwerksstandorten in Niehl und Merkenich.
Ein weiterer wichtiger Baustein der Klimaschutz-Roadmap ist das Programm „Energie & Klima 2030“ (EK 2030). Im Rahmen des Programms wurden klimaschonende Investitionen in den zentralen Handlungsfeldern der RheinEnergie getätigt. Diese umfassen den Fernwärmeausbau, die Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Im Berichtsjahr hat der Aufsichtsrat der RheinEnergie das „EK 2030“-Programm bis 2030 verlängert und mit einem neuen Budget in Höhe von 12 Mio. € ausgestattet.
Treibhausgasbilanzierung nach Greenhouse Gas Protocol (GHG)
Die RheinEnergie hat ihre Emissionsbilanzierung im Jahr 2022 erstmals mittels des internationalen Treibhausgas-Bilanzierungsstandards „Greenhouse Gas Protocol“ (GHG) erhoben. Seit Sommer 2022 ist dieser Standard im Unternehmen implementiert, so dass die Treibhausgasbilanz für das Jahr 2021 nach GHG-Standard ermittelt wurde. Demnach verantwortete das Unternehmen im Jahr 2021 rund 6,5 Mio. t CO2-Äquivalente. Entsprechend der Vorgaben des GHG-Protokolls werden dabei auch indirekte Treibhausgasemissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten berücksichtigt.
Bei der RheinEnergie sind folgende Tätigkeitsbereiche im Sinne von § 6b Abs. 3 Satz 1 Nr. 1–6 EnWG zu unterscheiden:
1. Elektrizitätsverteilung
Unter der Elektrizitätsverteilung werden im Geschäftsjahr 2022 aufgrund der Übertragung der Netzbetreiberfunktion auf die Rheinische NETZGesellschaft mbH, Köln, zum 1. Januar 2006 die aus der wirtschaftlichen Nutzung des Eigentumsrechts an Elektrizitätsversorgungsnetzen resultierenden Geschäftsvorfälle zusammengefasst.
2. Gasverteilung
Unter der Gasverteilung werden im Geschäftsjahr 2022 aufgrund der Übertragung der Netzbetreiberfunktion auf die Rheinische NETZGesellschaft mbH, Köln, zum 1. Januar 2006 die aus der wirtschaftlichen Nutzung des Eigentumsrechts an Gasversorgungsnetzen resultierenden Geschäftsvorfälle zusammengefasst.
Die im Zusammenhang mit der Netzbetreiberfunktion im engeren Sinne (DSO = Distribution System Operator) stehenden Geschäftsvorfälle sowohl im Strom- als auch im Gasbereich werden für das Geschäftsjahr 2022 bei der Rheinischen NETZGesellschaft mbH ausgewiesen.
An diesem Jahresergebnis partizipierten die Anteilseigner mit einer angemessenen Eigenkapitalverzinsung. Die Kunden der RheinEnergie sowie die Kunden der verbundenen Unternehmen und der Beteiligungen wurden auch 2022 wieder sicher und im bundesweiten Vergleich zu wettbewerbsgerechten Preisen mit Strom, Wärme, Erdgas und Wasser beliefert. Dabei wurden umweltschonende Energieerzeugungstechniken und schadstoffarme Brennstoffe eingesetzt.