Kölner Verkehrs-Betriebe AG Geschäftsbericht 2023
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Grundlagen der Gesellschaft

Berichterstattung gemäß § 108 III Nr. 2 GO NRW

Unternehmensgegenstand der Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) ist gemäß § 3 der Unternehmenssatzung die Bedienung des öffentlichen Verkehrs. Die KVB befördert Personen in Köln und auf abgehenden Linien im Umland mit Omnibussen, Stadtbahnen und im On-Demand-Verkehr. Darüber hinaus stellt sie in Köln auch ein in den ÖPNV-Tarif eingebundenes Radsharing-Angebot zur Verfügung. Sie übernimmt damit gemeinsam mit anderen Unternehmen aus dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH (VRS) die notwendige Aufgabe einer allgemeinen, flächendeckenden Daseinsvorsorge des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) für die Bevölkerung des Kölner Stadtgebietes sowie des näheren Umlandes.

Das Leistungsangebot der KVB im Linienverkehr (Verbundverkehr) sowie das Radsharing-Angebot basieren auf Beschlüssen der zuständigen kommunalen Aufgabenträger. Dazu zählen im Wesentlichen die Stadt Köln sowie – für interlokale Verkehre – die tangierten Kommunen. Diese Beschlüsse sind im Nahverkehrsplan der Stadt Köln, in den ergänzenden Beschlüssen der zuständigen Ratsausschüsse sowie für die interlokalen Verkehre durch entsprechende Beschlüsse und Nahverkehrspläne der tangierten Kommunen dokumentiert. Zur Sicherstellung durchgehender und aufeinander abgestimmter Angebote ist dabei das auf dem „Integralen Taktfahrplan NRW“ (ITF) beruhende Schienenpersonennahverkehr-(SPNV)-Angebot angemessen zu berücksichtigen und der Verbundtarif anzuwenden.

Die KVB passt ihr Leistungsangebot im Liniennetz stetig an und erweitert es. Zudem ergreift sie laufend Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität, insbesondere beim Service und im technischen Umfeld. Die KVB verbessert den ÖPNV in Köln damit nachhaltig.

Neben dem Linienverkehr, den die KVB als einer von 20 Partnern im Verkehrsverbund Rhein-Sieg bedient, betreibt sie mit ihren Bussen und Bahnen in geringerem Maße auch Sonder- und Gelegenheitsverkehr.

Unternehmens­strategie

Die Strategie der Kölner Verkehrs-Betriebe AG wird alle zwei Jahre im Rahmen eines konzernweiten Strategiechecks evaluiert und dem Aufsichtsrat vorgestellt. Der letzte Strategiecheck und die Verabschiedung des Strategiepapiers „Profil Zukunft 2035+“ erfolgten im Frühjahr 2023. Darin wurde die Fortführung der bisherigen Wachstumsstrategie beschlossen.

Im Rahmen des aktuellen Strategiepapieres wurde die strategische Ausrichtung der KVB vor dem Hintergrund der aktuellen Rahmenbedingungen und der daraus resultierenden Herausforderungen erneut bewertet und weiterentwickelt. Da bereits im Geschäftsjahr 2022 eine Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit vor dem Hintergrund der veränderten Rahmenbedingungen zu erkennen war, wurde der Aufsichtsrat hierüber am 7. Juni 2022 im Rahmen einer Sondersitzung informiert. Der Aufsichtsrat hat trotz der abzusehenden negativen wirtschaftlichen Entwicklung die strategische Ausrichtung der KVB hinsichtlich der 2021 beschlossenen Wachstumsstrategie erneut bestätigt. Über die Entwicklung ausgewählter Einsparmöglichkeiten durch Projekte und Effizienzmaßnahmen wurde der Aufsichtsrat seitdem regelmäßig unterrichtet.

Das Strategiepapier „Profil Zukunft 2035+“ wurde den Mitgliedern des Aufsichtsrates im Rahmen des Strategiechecks 2023 in der Aufsichtsratssitzung am 30. März 2023 erstmalig vorgestellt. Der Vorstand ist dabei insbesondere auf die bereits angekündigten erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen eingegangen, die hinsichtlich der Finanzierung der Mobilitätswende in Abstimmung zwischen Stadt, SWK und KVB betrachtet werden müssen. Der Aufsichtsrat hat die Ergebnisse des Strategiechecks 2023 in einer weiteren Sitzung am 27. April 2023 zur Kenntnis genommen und die Fortführung der bisherigen Wachstumsstrategie für den anstehenden Wirtschaftsplan und die Mittelfristplanung ausdrücklich befürwortet. Aufgrund der dargestellten Entwicklungen hat der Aufsichtsrat ebenfalls beschlossen, dass die Wirkung für die Folgejahre im Rahmen des Strategiechecks 2025 erneut betrachtet werden soll.

Das im Geschäftsjahr gültige Strategiepapier der KVB richtet sich an den Rahmenbedingungen der Mobilitätsbranche aus. Diese werden maßgeblich durch die Klimaschutzziele der Bundesregierung beeinflusst und lassen dem gesamten Mobilitätssektor eine deutlich stärkere Bedeutung zukommen. Ziel der gesamten Branche und damit auch der KVB ist es, möglichst viele Menschen zum Umstieg auf den umweltfreundlichen ÖPNV zu bewegen und damit die bundesweite Mobilitätswende voranzutreiben. Hierfür ist es zwingend notwendig, den ÖPNV für die Kundinnen und Kunden deutlich attraktiver und zuverlässiger auszugestalten sowie ausreichende Kapazitäten für steigende Fahrgastzahlen zu schaffen. Die KVB versteht sich deshalb als der zentrale Mobilitätsdienstleister in Köln und bietet ihren Kundinnen und Kunden heute und in der Zukunft ein umfassendes, modernes und vernetztes Mobilitätsangebot an.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Relevanz der Mobilitätswende hat auch der Prozess zum Sustainable Urban Mobility Plan (SUMP) der Stadt Köln zur Verteilung des knappen städtischen Raums begonnen. Zusätzlich sind die Vorgaben der EU zum Klimaschutz deutlich verschärft worden. In Köln wurde bereits im Jahr 2019 der Klimanotstand ausgerufen. Aus diesem Grund verfolgt der Klimarat der Stadt Köln die Zielsetzung, die Umwelt- und Klimaschutzziele der Stadt, welche die Klimaneutralität in Köln bis 2035 vorsehen, zu erreichen.

Aufgrund dieser Entwicklungen sieht die KVB ihre wichtige Rolle als Partner der Stadt bestätigt und hat ihre strategische Ausrichtung mit dem Fokus auf die Umsetzung der Mobilitätswende weiterentwickelt. Jedoch gibt es zahlreiche externe Faktoren, die auf die Nachfrage- und Kostensituation der KVB einwirken. Neben allgemeinen Entwicklungen, wie der steigenden Inflation, Lieferkettenstörungen, Lieferengpässen und allgemeinen Kostenerhöhungen sieht sich die KVB insgesamt zunehmend regulierenden Einflüssen wie beispielsweise der Umsetzung des Deutschlandtickets oder der Clean Vehicle Directive ausgesetzt. Die Einführung des Deutschlandtickets führt dabei zu einer deutlich verschlechterten Nutzerfinanzierung. Vorgaben und Entwicklungen dieser Art führen zu finanziellen Mehrbelastungen und bei relativ engen Realisierungsterminen zur Bindung von zusätzlichen Ressourcen. Auch wirkt der branchenweite Arbeitskräftemangel auf die betriebliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Weiterhin bestehen Planungsunsicherheiten, die beispielsweise durch Verzögerungen im Stadtbahnausbau und bei Brückensanierungen entstehen.

Der Ausbau der Infrastruktur, der Betriebshöfe und der Abstellanlagen bleibt aber weiter erforderlich, damit der ÖPNV langfristig besser, flexibler, einfacher und innovativer gestaltet werden kann. Diese Erfordernisse führen jedoch auch zu einem wachsenden Finanzierungsbedarf für die Mobilitätswende. Dem entgegen steht die deutlich angespannte Haushaltssituation von Bund, Ländern und Kommunen, welche für die Finanzierung der Mobilitätswende eine Herausforderung darstellt.

Im Ergebnis gerät die KVB durch die aufgezeigten Entwicklungen in ein Spannungsgefüge, welches sich aus den Anforderungen an die Umsetzung der Mobilitätswende auf der einen Seite und den entstehenden Finanzierungsherausforderungen auf der anderen Seite ergibt. Daher ist abzustimmen, in welcher Geschwindigkeit wie viel Wachstum als Beitrag zur Mobilitätswende finanzierbar ist.

Zur Erreichung des Fahrgastpotenzials von rund 340 Mio. Fahrgästen im Jahr 2035 ist die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen erforderlich. Hierzu zählen unter anderem der Ausbau des Stadtbahnangebotes auf Basis der ÖPNV-Netzentwicklung bis 2032, die Erneuerung und Erweiterung des gesamten Stadtbahnfuhrparks, die Weiterentwicklung des aktuellen Busnetzes inklusive der Umstellung der Busflotte auf elektrische Antriebe bis 2030 sowie zusätzliche Abstell-, Werkstatt- und Ladekapazitäten. Zusätzlich stehen die digitale Vernetzung und die Weiterentwicklung der Mobilitätsangebote des Umweltverbundes im Vordergrund. Die Attraktivität des Angebotes wird dabei durch ein Netz von Mobilstationen, das bereits gut etablierte KVB-Rad und durch weitere Mobilitätskooperationen sichergestellt. Für einen einfachen Zugang zu den jeweiligen Angeboten baut die KVB ihre digitale Mobilitätsplattform (KVB-App) weiter aus. Um die betriebliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten und auszubauen, steht ebenfalls die Gewinnung neuer Mitarbeitender im Fokus.

Da die Rolle der KVB als wichtiger Partner zur Erreichung der Umwelt- und Klimaschutzziele der Stadt Köln weiter an Bedeutung gewonnen hat, sind Umwelt- und Klimaschutz sowie nachhaltiges Handeln ein wesentlicher Bestandteil der strategischen Ausrichtung der KVB. Die KVB unterstützt die Stadt bei der Erreichung ihrer Ziele und strebt hierzu insbesondere die nahezu vollständige lokale Klimaneutralität im Rahmen ihrer Möglichkeiten bis 2035 an. Um CO2-Emissionen weiter zu reduzieren, setzt das Unternehmen auf zahlreiche Maßnahmen. Die vollständige Umstellung der Busflotte auf elektrische Antriebe bis 2030 ist hierbei der zentrale Schwerpunkt, der die größte Einsparung zur Folge haben wird. Die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens wird ebenfalls über vielfältige Maßnahmen sichergestellt, die sich auf die „drei Säulen der Nachhaltigkeit“ beziehen und somit zum sozialen, ökonomischen und ökologischen Handeln der KVB beitragen.

Die Fortführung der bestehenden Wachstumsstrategie der KVB ist ein zentraler Baustein, um die Klimaschutzziele der Stadt Köln zu erreichen. Die benannten Maßnahmen tragen dazu bei, die Mobilitätswende erfolgreich und zukunftsorientiert umzusetzen. Da eine gesicherte Finanzierung dafür wiederum die Voraussetzung ist und die aufgezeigten Maßnahmen zu erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen führen, bedarf es hinsichtlich der Finanzierung der Mobilitätswende einer engen Abstimmung zwischen KVB, SWK und der Stadt Köln. Zu diesem Zweck und vor dem Hintergrund der langfristigen Sicherstellung der Konzernbonität wurde im Jahr 2023 das sogenannte „Ergebnissicherungskonzept“ eingeführt, welches unter Beteiligung der KVB im Jahr 2024 unter Federführung des Stadtwerke Köln Konzerns mit der Stadt Köln beraten wird.