Kölner Verkehrs-Betriebe AG Geschäftsbericht 2023
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Wirtschaftsbericht *

Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die deutsche Konjunktur hatte in den vergangenen Jahren diverse Krisen zu bewältigen: Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden wirtschaftlichen Einbruch im Jahr 2020 erhofften sich viele eine Regeneration in den Folgejahren. Allerdings fiel die ökonomische Erholung im Jahr 2022 durch den Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise und eine Rekordinflation geringer aus als erwartet. Im Geschäftsjahr 2023 kam es nun sogar zu einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank gegenüber dem Vorjahr preisbereinigt um 0,1 % (Vorjahr +1,9 %).

Die Arbeitslosenquote in Deutschland stieg von 5,3 % im Jahr 2022 auf durchschnittlich 5,7 % im Geschäftsjahr. Analog zu dieser Entwicklung stieg die Arbeitslosenzahl in Deutschland auf durchschnittlich 2,6 Mio. Arbeitslose (Vorjahr 2,4 Mio.).

Das Konjunkturklima in der Region hängt – wie in ganz Deutschland – von den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Im Geschäftsjahr 2023 hat sich die Lage deutlich verschlechtert. Eine Vielzahl von konjunkturellen Unsicherheitsfaktoren belastet die Unternehmen: angefangen mit geopolitischen Risiken über die Energiekrise, die weiterhin hohe Inflation, die das Konsumklima drückt, bis hin zu bürokratischen Belastungen und dem Arbeits- und Fachkräftemangel. Große Unsicherheit bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und steigende Finanzierungskosten hemmen weiterhin die Investitionsabsichten vieler Unternehmen.

In Köln stieg die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 8,7 % (Vorjahr 8,6 %) an.

*Die im Bericht ausgewiesenen prozentualen Veränderungen wurden grundsätzlich auf der Basis der ungerundeten Werte ermittelt.

Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) waren im Geschäftsjahr 2023 rund 9,5 Mrd. Fahrgäste in Deutschland mit Bussen und Bahnen unterwegs. Damit hat sich die Nachfrage im deutschen ÖPNV nach dem pandemiebedingten Einbruch weiter erholt. Gleichzeitig blieben die Kosten für Personal, Strom und Diesel weiter auf hohem Niveau. So zahlte die Branche im Jahr 2023 im Vergleich zu 2020 mehr als das Doppelte für Strom und Dieselkraftstoff. Die Ticketpreise sind hingegen, bedingt insbesondere durch das 9-Euro-Ticket und das Deutschlandticket, im selben Zeitraum branchenweit durchschnittlich um nahezu ein Viertel gesunken. Hohe Kosten bei sinkenden Einnahmen stellen die Branche vor große wirtschaftliche Herausforderungen. Die Lücke zwischen Ticketeinnahmen und Kostenentwicklung wird immer größer, so dass der wirtschaftliche Druck auf die Branche extrem zunimmt. Die Verkehrsunternehmen brauchen längerfristige Planungssicherheit. Aktuell ist ungewiss, wie lange die zugesagten Finanzmittel des Bundes und der Länder ausreichen, um die Verluste auszugleichen.

Im gesamten Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) ist der Trend zu digitalen Angeboten ungebrochen. Dies zeigt sich an der Entwicklung des elektronischen Tarifs (eTarifs) eezy. Seit dem Start des innovativen Tarifangebots im Dezember 2021 haben die Fahrgäste mit der von der KVB verantworteten VRS eezy.nrw-App mehr als eine Million Fahrten unternommen. Die meisten Fahrten pro Monat fanden im Dezember 2023 statt. Im letzten Monat des Geschäftsjahres unternahmen die Fahrgäste 75.128 Fahrten mit dem besonders einfach und spontan zu nutzenden eTarif.

Geschäftsverlauf

Im Geschäftsjahr nutzen rund 235,8 Mio. Fahrgäste die Busse und Bahnen der KVB. Dies entsprach in etwa dem Fahrgastaufkommen des Vorjahres (236,1 Mio. Fahrgäste). Die Corona-Pandemie hat auf der Nachfrageseite langfristige Spuren hinterlassen: Ein Vergleich der beiden Vor-Corona-Jahre 2018 und 2019 mit den Geschäftsjahren 2022 und 2023 zeigt, dass die aktuellen Fahrgastzahlen immer noch rund 25 % unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit liegen. Insbesondere die verstärkte Homeoffice-Nutzung und der Trend zum Onlineshopping unterstützen ein dauerhaft verändertes Mobilitätsverhalten, aber auch das im Geschäftsjahr angepasste Fahrplanangebot im Bus- und Stadtbahnbereich trägt zu dieser Entwicklung bei.

Die Verkehrserlöse stiegen – trotz gleich bleibender Fahrgastzahlen – im Geschäftsjahr insgesamt um 15,7 % auf 233,7 Mio. €. Ein Grund für den Anstieg der Verkehrserlöse ist der Wegfall des 9-Euro-Tickets, welches im Jahr 2022 in den drei Monaten Juni bis August zur Mobilisierung der ÖPNV-Nachfrage eingeführt wurde. Daneben hat die Tarifanpassung des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg im Geschäftsjahr 2023 zur Erhöhung der Fahrgelderlöse beigetragen. Eine Preisanpassung der Tarife im Verkehrsverbund Rhein-Sieg war aufgrund der Kostenentwicklungen bei Energie, Material und Personal sowie der anhaltenden coronabedingten Einnahmeausfälle im Verbund unvermeidlich, um Angebotskürzungen zu vermeiden und die kommunalen Haushalte nicht weiter zu belasten. Das im Geschäftsjahr 2023 ab Mai zum Preis von 49 € pro Monat eingeführte Deutschlandticket bremste allerdings den Anstieg der Verkehrserlöse. Mit dem Deutschlandticket können Fahrgäste unkompliziert in allen Verkehrsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs reisen, und zwar unabhängig von Bundesland, Verkehrsverbund oder Tarifgebiet. Entgangene Erträge aus Fahrgeldeinnahmen, erhöhte Vertriebskosten und sonstige entgangene Erträge wurden durch staatliche Zuschüsse in Höhe von 65,7 Mio. € ausgeglichen.

Auf der Aufwandsseite entlastete insbesondere der um 20,9 Mio. € gesunkene Materialaufwand (-11,4 %) das Gesamtergebnis. Dies ist im Wesentlichen bedingt durch eine geringere Zuführung zu den Rückstellungen aus Verpflichtungen der eisernen Verpachtung sowie geringere Abschreibungen auf Vorräte. Der Personalaufwand erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 12,4 Mio. € (+4,9 %).

Das Unternehmensergebnis der KVB, vor organschaftlichem Verlustausgleich durch den Gesellschafter Stadtwerke Köln GmbH (SWK), verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 12,1 Mio. € auf -131,4 Mio. €. Damit wurde das Planergebnis in Höhe von -141,2 Mio. € deutlich übertroffen.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Fahrgastzahlen im Jahr 2023, zusammengefasst nach Fahrausweisgruppen:

Fahrgäste

in Mio.

  2023 2022 Veränderung
in %
ZeitTickets Erwachsene 126,8 124,7 1,7
ZeitTickets Auszubildende 64,9 71,2 -8,9
BarTickets 19,3 16,3 18,5
Sonstige Tickets 9,9 8,3 19,2
Entgeltlicher Linienverkehr 220,9 220,5 0,2
Übriger Verkehr 14,9 15,6 -4,3
Gesamt 235,8 236,1 -0,1

In rund 235,8 Mio. Fahrten nutzen unsere Fahrgäste im Geschäftsjahr 2023 die Busse und Bahnen der KVB. Damit blieb die Zahl im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant (-0,3 Mio. Fahrten beziehungsweise -0,1 %).

Bei der Ermittlung der Fahrten unserer Fahrgäste ist zu berücksichtigen, dass diese auf einer neuen – vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) empfohlenen – angepassten Berechnungsmethode beruht. Folglich ist die Vergleichbarkeit zwischen Vorjahr und Geschäftsjahr nur bedingt möglich. Es ergibt sich ein Zuwachs der Fahrten bei den Erwachsenen Fahrgästen, wohingegen die Fahrten der Schülerinnen und Schüler, Auszubildenden und Studierdenden rückläufig waren. Hintergrund ist insbesondere ein Wechsel von den ZeitTickets Auszubildende hin zu den ZeitTickets Erwachsene. Dies resultiert daraus, dass das von den Auszubildenden genutzte günstigere Deutschlandticket unter den ZeitTickets Erwachsene ausgewiesen wird.

Erfreulich ist die Entwicklung der Bar- und HandyTickets, deren Verkauf im Geschäftsjahr 2023 um 18,5 % von 16,3 Mio. auf 19,3 Mio. Stück stieg.

Die sonstigen Tickets, die im Geschäftsjahr 2023 4,2 % des Fahrgastaufkommens ausgemacht haben, enthalten unter anderem Sonderangebote, Kooperationen, Kinderfreifahrten und verbundübergreifende Tickets.

Die Zahl der Stammkundinnen und Stammkunden ist im Jahr 2023 im Schnitt um 8,2 % von 275.500 auf 298.100 gestiegen. Für die KVB bleibt es auch in den nächsten Jahren ein wesentliches Ziel, unsere Stammkundschaft zu binden und wiederzugewinnen. Die Schwarzfahrerquote sank im Vergleich zum Vorjahr von 2,8 % auf 2,5 %.

Die folgende Übersicht zeigt die Betriebsleistungszahlen, die der beschriebenen Entwicklung der Fahrgastzahlen zugrunde liegen:

Betriebsleistung

  2023 2022 Veränderung
in %
Stadtbahnbetrieb      
Wagenkilometer in Tsd. km 33.354 35.412 -5,8
Platzkilometer in Mio. km 6.004 6.374 -5,8
Fahrten je Einwohner (im Verkehrsgebiet) 131 132 -0,8
Omnibusbetrieb      
Wagenkilometer in Tsd. km 21.681 22.194 -2,3
Platzkilometer in Mio. km 2.052 2.101 -2,3
Fahrten je Einwohner (im Verkehrsgebiet) 42 42 0,0
Gesamt      
Wagenkilometer in Tsd. km 55.035 57.606 -4,5
Platzkilometer in Mio. km 8.056 8.475 -4,9
Fahrten je Einwohner (im Verkehrsgebiet) 173 174 -0,6

Die Veränderungen der insgesamt gefahrenen Wagen- und Platzkilometer gegenüber dem Vorjahr sind im Wesentlichen auf das angepasste Fahrplanangebot zurückzuführen. Dieses war notwendig, um den ungeplanten Fahrtausfällen aufgrund der branchenweiten, angespannten Personalsituation im Fahrdienst zu begegnen.

Umsatzerlöse

in Mio. €

  2023 2022 Veränderung
in %
Bartarif 46,0 39,8 15,5
ZeitTickets Erwachsene 129,4 112,2 15,4
ZeitTickets Auszubildende 45,2 38,5 17,5
Kooperationen und Sonstige 4,5 3,3 34,7
Verkaufserlöse 225,1 193,8 16,1
VRS-Ausgleich und Direktzuscheidungen -5,2 -4,8 9,3
Sonstige fahrgastbezogene Einnahmen 2,2 2,3 -3,3
Mindererlöse KölnPass -0,7 -0,8 -5,0
Abgeltungszahlungen 10,5 9,8 -8,3
Erhöhtes Beförderungsentgelt 1,3 1,5 -13,5
Sonderverkehr 0,2 0,2 -7,6
Verkehrserlöse der Periode 233,4 201,9 15,6
Periodenfremde Verkehrserlöse 0,3 0,0 >100,0
Verkehrserlöse gesamt 233,7 201,9 15,7
Sonstige Umsatzerlöse 26,0 25,0 4,2
Umsatzerlöse gesamt 259,7 226,9 14,4

Die Umsatzerlöse konnten trotz nahezu konstanter Fahrgastzahlen im Vergleich zum Jahr 2022 um 32,8 Mio. € beziehungsweise 14,4 % auf 259,7 Mio. € (Vorjahr 226,9 Mio. €) gesteigert werden. Ursächlich für die Entwicklung waren mehrere Aspekte: zum einen die im Verkehrsverbund Rhein-Sieg erfolgte Tarifanpassung in zwei Stufen. Zum 1. Januar 2023 wurden die Preise im Durchschnitt um 3,5 % erhöht. Am 1. Juli 2023 folgte dann eine unterjährige Preiserhöhung um durchschnittlich 3,9 %. Dies ergibt eine durchschnittliche Preisanpassung von 5,4 % für das Tarifjahr 2023. Zum anderen wirkte der Wegfall des im Vorjahr angebotenen 9-Euro-Tickets umsatzerhöhend. Allerdings bremste die Einführung des Deutschlandtickets die positive Entwicklung der Umsatzerlöse im Geschäftsjahr 2023.

Innerhalb der Umsatzerlöse stieg die Summe der Verkehrserlöse von 201,9 Mio. € um 31,8 Mio. € oder 15,7 % auf 233,7 Mio. €. Das entspricht 90,0 % (Vorjahr 89,0 %) des Gesamtumsatzes. Darin enthalten sind 0,3 Mio. € periodenfremde Verkehrserlöse, so dass die Verkehrserlöse der Periode 233,4 Mio. € betragen (Vorjahr 201,9 Mio. €).

Der größte Teil des Anstiegs bei den Fahrgelderlösen entfällt im Geschäftsjahr 2023 mit 17,2 Mio. € beziehungsweise 15,4 % auf die ZeitTickets Erwachsene, die einen Anteil von nahezu 50 % an den Umsatzerlösen haben. Aber auch bei den ZeitTickets für Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende war ein Anstieg um 6,7 Mio. € beziehungsweise 17,5 % zu verzeichnen.

Die sonstigen Umsatzerlöse umfassen vor allem Leistungen für Dritte, Werbeerlöse, Kostenerstattungen der Stadt Köln für die Unterhaltung der U-Bahn-Anlagen sowie Mieten und Pachten.

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Die KVB definiert das Unternehmensergebnis als wesentlichen finanziellen Leistungsindikator.

Bilanz (Kurzfassung)

  31.12.2023 31.12.2022
Mio. € % Mio. € %
Anlagevermögen 1.003,3 90,0 898,7 88,5
Vorräte 37,6 3,3 31,0 3,1
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände, RAP 73,3 6,6 84,7 8,3
Flüssige Mittel 1,0 0,1 1,2 0,1
Gesamtvermögen 1.115,2 100,0 1.015,6 100,0
Eigenkapital 424,8 38,1 404,4 39,8
Sonderposten Investitionszuschüsse 64,8 5,8 45,6 4,5
Rückstellungen 178,9 16,0 182,1 17,9
Finanzschulden 394,3 35,4 325,0 32,0
Andere Verbindlichkeiten, RAP 52,4 4,7 58,5 5,8
Gesamtkapital 1.115,2 100,0 1.015,6 100,0

Das bilanzielle Gesamtvermögen stieg im Geschäftsjahr von 1.015,6 Mio. € auf 1.115,2 Mio. € (+99,6 Mio. €).

Dazu trugen auf der Aktivseite die Erhöhungen des Anlagevermögens um 104,6 Mio. € sowie der Vorräte um 6,6 Mio. € bei. Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände inklusive Rechnungsabgrenzungsposten und flüssiger Mittel sanken um 11,6 Mio. €.

Innerhalb der Forderungen sanken die Forderungen gegen verbundene Unternehmen um 21,7 Mio. €. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen stiegen um 5,9 Mio. € und die sonstigen Vermögensgegenstände um 5,8 Mio. €.

Einstellungen in die Kapitalrücklage verstärkten auf der Passivseite das Eigenkapital um 20,3 Mio. €. Ebenso stieg der Sonderposten für Investitionszuschüsse im Geschäftsjahr um 19,2 Mio. €. Durch die Auflösung nicht mehr benötigter Rückstellungen sanken diese um 3,2 Mio. €.

Die Finanzschulden stiegen durch die Aufnahme neuer Darlehen – insbesondere für fällige Anzahlungen auf neue Stadtbahnwagen und E-Busse – im Geschäftsjahr um 69,3 Mio. €. Die Darlehensaufnahme des Geschäftsjahres enthält Refinanzierungsmittel für Investitionen aus 2022. Die anderen Verbindlichkeiten inklusive Rechnungsabgrenzungsposten sanken um 6,1 Mio. €, wobei die darin enthaltenen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen nahezu auf Vorjahresniveau lagen.

Der weiterhin hohe Anteil des Anlagevermögens von 90,0 % (Vorjahr 88,5 %) am Gesamtvermögen spiegelt den Grad der Anlagenintensität der KVB wider. Das gesamte Anlagevermögen war am 31. Dezember 2023 zu 48,8 % (Vorjahr 50,1 %) durch Eigenkapital einschließlich des Sonderpostens für noch nicht verrechnete Investitionszuschüsse finanziert. Unter Berücksichtigung des langfristigen Fremdkapitals ergibt sich ein Anlagedeckungsgrad von 99,6 % (Vorjahr 104,6 %).

Die bilanzielle Eigenkapitalquote sank – trotz der Erhöhung der Kapitalrücklage – aufgrund der gestiegenen Bilanzsumme von 39,8 % im Jahr 2022 auf 38,1 % zum 31. Dezember 2023. Wirtschaftlich betrachtet ist dem bilanziellen Eigenkapital der Sonderposten für noch nicht verrechnete Investitionszuschüsse zuzurechnen. Aufgrund eines gestiegenen Sonderpostens erhöhte sich das wirtschaftliche Eigenkapital im Vergleich zum Vorjahr von 450,1 Mio. € auf 489,6 Mio. € zum 31. Dezember 2023. Bedingt durch die gestiegene Bilanzsumme sank dennoch die wirtschaftliche Eigenkapitalquote von 44,3 % im Vorjahr zum Geschäftsjahresende auf 43,9 %.

Der Anteil der Rückstellungen am Gesamtkapital belief sich im Geschäftsjahr 2023 auf 16,0 % (Vorjahr 17,9 %). Die Finanzschulden machten am Ende des Berichtsjahres 394,3 Mio. € (Vorjahr 325,0 Mio. €) aus. Das waren 35,4 % (Vorjahr 32,0 %) des Gesamtkapitals. Die nach Abzug der flüssigen Mittel verbleibende Nettoverschuldung stieg im Jahr 2023 auf 393,3 Mio. € (Vorjahr 323,8 Mio. €).

Beim Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten hatten 507,0 Mio. € (Anteil 81,0 %) langfristigen Charakter, 118,7 Mio. € (Anteil 19,0 %) waren kurzfristig. Gegenüber dem Vorjahr stieg das langfristige Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten um 62,6 Mio. €, das kurzfristige Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten sank hingegen um 2,5 Mio. €.

Bilanzstruktur

Kapitalflussrechnung (Kurzfassung)

in Mio. €

  2023 2022
Mittelabfluss aus laufender Geschäftstätigkeit -93,1 -30,7
Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit -132,4 -90,5
Mittelzufluss aus Finanzierungstätigkeit 225,3 120,6
Veränderung der Zahlungsmittel -0,2 -0,6
Zahlungsmittel am Anfang der Periode 1,2 1,8
Zahlungsmittel am Ende der Periode 1,0 1,2

Die Kapitalflussrechnung (siehe ausführliche Aufgliederung im Anhang) stellt die wesentlichen finanzwirtschaftlichen Vorgänge und die Liquiditätssituation dar. Die Zahlungsströme werden getrennt nach Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit, aus der Investitionstätigkeit sowie aus der Finanzierungstätigkeit gegliedert.

Aus der laufenden Geschäftstätigkeit der KVB ergab sich im Geschäftsjahr 2023 ein Mittelabfluss von 93,1 Mio. €, im Vorjahr hatte er bei 30,7 Mio. € gelegen (-62,4 Mio. €). Der Cashflow ergibt sich im Wesentlichen aus Abschreibungen (48,1 Mio. €) sowie der Zunahme der langfristigen Rückstellungen (+4,8 Mio. €). Dem stehen insbesondere eine Abnahme der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie anderer Passiva (-14,7 Mio. €) und das Periodenergebnis (-131,4 Mio. €) gegenüber.

Aus der Investitionstätigkeit flossen Mittel in Höhe von 132,4 Mio. € ab. Ursache dafür waren im Wesentlichen verstärkte Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen von 159,2 Mio. €, denen erhaltene Investitionszuschüsse in Höhe von 36,6 Mio. € gegenüberstehen.

Bei der Finanzierungstätigkeit ergab sich ein Mittelzufluss von 225,8 Mio. €. Einzahlungen resultierten aus dem Ausgleich des Unternehmensergebnisses des Jahres 2022 in Höhe von 143,5 Mio. € durch die Konzernmutter, aus Eigenkapitalzuführungen in Höhe von 20,3 Mio. € sowie Darlehensaufnahmen in Höhe von 102,5 Mio. €. Dem standen Auszahlungen für Tilgungen von Darlehen in Höhe von 34,2 Mio. € und gezahlte Zinsen in Höhe von 6,9 Mio. € gegenüber.

Insgesamt konnte der Mittelzufluss aus der Finanzierungstätigkeit die Abflüsse aus dem operativen Geschäft und der Investitionstätigkeit nahezu decken, so dass sich der Zahlungsmittelbestand im Geschäftsjahr nur leicht (um -0,2 Mio. €) veränderte.

Investitionen

in Mio. €

  2023 2022 Veränderung
in %
Infrastruktur Fahrweg 45,4 45,4
Elektromobilität 67,5 27,6 >100,0
Stadtbahnfahrzeuge 34,3 26,5 29,4
Infrastruktur Allgemein 4,8 5,3 -9,4
Angebotserweiterung 2,1 2,7 -22,2
Sonstiges 19,4 17,6 10,2
Gesamt 170,4 125,1 36,2

Die KVB hat im Geschäftsjahr 2023 im Wesentlichen in den Ausbau und die Erneuerung des Sachanlagevermögens investiert. Die Investitionsausgaben lagen dabei mit 170,4 Mio. € deutlich über dem Vorjahreswert (125,1 Mio. €).

Bei der Infrastruktur Fahrweg hat sich die Planrealisierung im Bereich Ausrüstung Fahrweg gegenüber dem Vorjahr verbessert, da ein deutlicher Hochlauf bei den Maßnahmen zur Erneuerung der kommunalen Schiene zu verzeichnen ist.

Bei den Maßnahmen zur Elektromobilität wurden die Leistungen für die 1. Baustufe des Betriebshofes Ost weitestgehend abgerechnet, die Inbetriebnahme erfolgte planmäßig am 15. März 2023. Anschließend wird die 2. Baustufe zum Ausbau des Betriebshofes umgesetzt. Auch die E-Busse konnten fast vollständig mit dem Hersteller abgerechnet werden.

Bei den Stadtbahnfahrzeugen wurden die HF6-Fahrzeuge im Geschäftsjahr 2023 weitgehend abgerechnet. Aufgrund der Verzögerungen im Projekt NF12 haben sich hier Zahlungsmeilensteine verschoben.

Die Infrastruktur beinhaltet die Abrechnung der Generalunternehmerleistung für das Gebäude der Elektrowerkstatt. Personalengpässe im Bereich Gebäudemanagement und neue Überlegungen hinsichtlich der Verlegung des Bauhofes auf dem Betriebshof West verzögerten die Sanierungsarbeiten an den Bestandsgebäuden.

Bei den Angebotserweiterungen konnten im Rahmen der Kapazitätserweiterung auf den Linien 4, 13 und 18 die Umbaumaßnahme an der Haltestelle Berliner Straße abgeschlossen und die Maßnahmen an der Stegerwaldsiedlung sowie in Schlebusch begonnen werden. Planungsleistungen konnten wegen verspäteter Vergabe nicht im vorgesehenen Umfang abgerechnet werden. Für die Ost-West-Achse wurden zunächst weitere Gutachten für eine detailliertere Planung erstellt, so dass sich die bauliche Umsetzung der Maßnahmen verzögerte.

Bauzeitenverzögerungen sind im Projekt Nord-Süd-Stadtbahn (3. Bauabschnitt) aufgrund von Kampfmittelfunden eingetreten. Dies führte dazu, dass für das Jahr 2023 geplante Leistungen erst 2024 ausgeführt werden können.

Schwierigkeiten bei der technischen Umsetzung und bei der Vergabe von Leistungen führten im Projekt Intermodal Transport Control System (ITCS) dazu, dass Planmittel nicht vollständig ausgegeben werden konnten.

Die Position „Sonstiges“ beinhaltet unter anderem Investitionen in Betriebs- und Geschäftsausstattung, in den IT-Bereich sowie die für die KVB ungewöhnlich hohe Finanzinvestition durch die Übernahme der restlichen Anteile (49 %) an der Schilling Omnibusverkehr GmbH (SOV).

Gewinn- und Verlustrechnung (Kurzfassung)

in Mio. €

  2023 2022 Ergebnisveränderung
in %
Gesamtleistung 276,1 239,9 15,1
Sonstige betriebliche Erträge 122,7 145,8 -15,8
Materialaufwand -163,0 -183,9 11,4
Personalaufwand -266,8 -254,4 -4,9
Abschreibungen -48,1 -46,5 -3,3
Sonstige betriebliche Aufwendungen -46,8 -39,1 -19,8
Finanzergebnis -5,2 -5,0 -5,1
Ergebnis nach Steuern -131,1 -143,2 8,4
Steuern -0,3 -0,3 0,0
Unternehmensergebnis -131,4 -143,5 8,4

Im Geschäftsjahr verbesserte sich das Unternehmensergebnis um 8,4 % beziehungsweise 12,1 Mio. € auf rund -131,4 Mio. €. Damit konnte das geplante Unternehmensergebnis von -141,2 Mio. € um 9,8 Mio. € übertroffen werden. Die Stadtwerke Köln GmbH gleicht als Muttergesellschaft das Unternehmensergebnis gemäß dem Organschaftsvertrag aus.

Die in der Gesamtleistung enthaltenen Umsatzerlöse stiegen im Geschäftsjahr trotz konstanter Fahrgastzahlen um 14,4 % beziehungsweise 32,8 Mio. € auf 259,7 Mio. €, bedingt durch gestiegene Tarife im Verkehrsverbund Rhein-Sieg und den Wegfall der Fahrgeldausfälle aufgrund des 9-Euro-Tickets im Vorjahr.

Die sonstigen betrieblichen Erträge sanken – insbesondere aufgrund geringerer Zuschüsse – im Geschäftsjahr um 15,8 % beziehungsweise 23,1 Mio. € auf 122,7 Mio. €.

Den Erträgen stehen vor allem der Material- und der Personalaufwand gegenüber. Positiv auf das Unternehmensergebnis wirkten sich insbesondere reduzierte Rückstellungsbildungen für Instandhaltungsverpflichtungen aus, die für die Minderung des Materialaufwandes verantwortlich waren, der im Vergleich zum Vorjahr um 20,9 Mio. € sank. Der Personalaufwand erhöhte sich aufgrund steigender Löhne und Gehälter und höherer Aufwendungen für Altersversorgung im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 12,4 Mio. €.

Die Abschreibungen auf Vermögensgegenstände des Anlagevermögens stiegen leicht gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Mio. €.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen lagen im Berichtsjahr mit einem Volumen von 7,7 Mio. € über dem Vorjahresniveau.

Das Finanzergebnis sank aufgrund verstärkter Darlehensaufnahme und des erhöhten Zinsniveaus im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Mio. €.

Der Aufwandsdeckungsgrad stieg von 73,0 % im Vorjahr um 2,4 Prozentpunkte auf 75,4 % im Berichtsjahr.

Im Geschäftsjahr hat die KVB vier Sponsoringmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 13.317,62 € durchgeführt:

  • Verkehrswacht Köln e. V., Aktion „Schule hat begonnen“, Logo auf 100 Spanntüchern, 3.000,00 €,
  • Freifahrt für NRW-Ehrenamtskarteninhaber in Köln am Kölner und Internationalen Ehrenamtstag, 3.735,93 €, 
  • Freifahrt für Kölner Feger/Streetworker (Stadt Köln bzw. SKM), 6.215,33 €,
  • Stadtmarketing, Deutschlandticket für den Adventskalender 2022, Leistung im Jahr 2023, 366,36 €.

Der Deutsche Corporate Governance Kodex stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften dar und enthält international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Die Kölner Verkehrs-Betriebe AG bekennt sich insoweit zu der im Deutschen Corporate Governance Kodex enthaltenen Aussage, dass Unternehmen verantwortungsvoll und auf nachhaltige Wertschöpfung ausgerichtet zu leiten und zu kontrollieren sind.